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Die Strategie, Frauenleistungen kleinzureden

Von Sabine M. Fischer

Gastkommentare
Sabine M. Fischer ist Inhaberin der Human-Resources-Unternehmensberatung Symfony Consulting (www.symfony.at), deren Schwerpunkt auf den Bereichen Handel und Bildung liegt.
© privat

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Unabhängig vom biologischen Geschlecht gilt der Satz: Wenn jemand über Nacht berühmt wird, hat er meistens tagsüber hart gearbeitet. Ebenso wie die Feststellung: Der Neid ist meist größer als der eigene Fleiß. Insofern ist es kein Wunder, wenn die Leistung erfolgreicher Menschen von anderen kleingeredet wird. Bemerkenswert sind dabei die Strategien, die Männer einsetzen, um Frauenleistungen zu schmälern.

Schauen wir uns das dazu ein aktuelles Beispiel an: Ein Führungsverantwortlicher (in diesem Fall ÖFB-Präsident Leo Windtner) analysiert, unterstützt von einem männlichen Interviewer (ORF-Sportreporter Michael Kasper im Ö1-"Journal zu Gast"), eine Leistung, bei der Frauen (in diesem Fall das ÖFB-Damenteam bei der Fußball-Europameisterschaft) objektiv nachvollziehbar mehr Ziele erreicht haben als eine vergleichbare Gruppe von Männern. Dabei fallen drei interessante Deutungsmuster auf:

1. Minderes Belastungsniveau: "Der Erfolgsdruck, unter dem die Männer zu leiden hatten, war viel größer als der, unter dem die Frauen standen." Subtext: Die Frauen konnten - weil niemand von ihnen eine Leistung erwartet hatte - viel lockerer an die Herausforderungen herangehen. Daher wäre ihnen ihr Erfolg quasi spielerisch zufällig zugefallen. Weiters schwingt hier mit, dass Männer grundsätzlich unter härteren Bedingungen zu agieren hätten als Frauen.

Ignoriert wird hier die Tatsache, dass ehrgeizige Menschen unabhängig vom Geschlecht sich selbst unter Erfolgsdruck stellen und dass es sehr viel mehr Kraft kostet, Siegerenergien aufzubringen, wenn einem niemand etwas zutraut.

2. Mangelnde Vergleichbarkeit: "Der Erfolg wurde nicht von Frauen erbracht, sondern von Mädchen" (wahlweise auch Girlis, Mäderln, Mädels etc. - auch wenn diese 18+ Jahre alt sind). Subtext: Wir sprechen nicht von gleichwertigen - das heißt vergleichbaren - Gruppen, denn im einen Fall wären das Erwachsene und im anderen (noch nicht voll entwickelte) Jugendliche. Da man diese beiden Gruppen nicht ernsthaft aneinander messen könne, könne man auch den Erfolg der Frauen nicht mit dem Misserfolg er Männer vergleichen. Womit der Erfolg der Frauen nicht so viel wert wäre wie ein Erfolg der Männer.

Ignoriert wird in diesem Zusammenhang völlig die Tatsache, dass Frauen oft viel, viel weniger Zeit-, Material- und soziale Unterstützungsressourcen zur Verfügung stehen, um Leistungen erbringen zu können.

3. Mangelnder Einsatz: "Die Leistungen der Frauen fallen nur deshalb auf, weil es bisher - leider, leider - zu wenig Interesse von Frauen für dieses Thema gab." Subtext: Die Frauen wären selber schuld, wenn sie in diesem Bereich bisher keine beziehungsweise jetzt nur eine kleine Rolle spielen, weil sie sich da eben - zum Unterschied von den Männern - nicht ausreichend engagiert hätten.

Ignoriert wird hier die Tatsache, dass Frauen, wenn sie sich in diesem Bereich gemeldet hatten und mehr beteiligen wollten, systematisch, etwa mit gesetzlichen Regelungen oder Vereinsstatuten, zurückgewiesen wurden.

Ergebnis: Mangelnde Akzeptanz

Die drei genannten Punkte zeigen beispielhaft, um wie viel schwerer es Frauen gemacht wird, erfolgreich zu sein und dann auch noch als erfolgreich anerkannt zu bleiben. Die oftmals gehörte - scheinbar gut gemeinte - Aufforderung, "einfach locker zu bleiben und es so spielerisch wie die Männer zu machen", bleibt Frauen dann völlig zu Recht im Hals stecken. Und dies gilt nicht nur für Fußballerinnen.