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Die Strategien der alten Hasen

Von Alexander U. Mathé

Politik

Analyse: Hillary Clinton und Jeb Bush haben ein großes politisches Erbe - das bringt Vorteile, aber auch Nachteile.


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Washington. Für die Demokraten ist die offizielle Bekanntgabe der Kandidatur von Hillary Clinton für die US-Präsidentschaft eine Erlösung. Denn die Partei war paralysiert, solange nicht sicher war, ob die übermächtige Ex-Außenministerin und ehemalige First Lady in das Rennen für 2016 einsteigen würde. Mögliche andere Kandidaten verhielten sich mucksmäuschenstill, zu groß war die Angst, sich aus der Deckung zu wagen und dann dem politischen Schwergewicht gegenüberzustehen.

Clinton wird im demokratischen Vorwahlkampf alles überschatten und die Kandidatin sein, die es zu schlagen gilt. In dieser Situation war sie schon einmal, nämlich bei den Präsidentschaftswahlen 2008. Doch dann erfrechte sich ein junger Senator, der gerade einmal 40 und ein paar Jahre alt war, ihr Paroli zu bieten, und das mit Erfolg.

Jemand wie Barack Obama ist heute weit und breit nicht in Sicht. Jene - wenigen - Namen, die derzeit kursieren, sind mehr oder weniger Teil des Polit-Establishments, dem auch Clinton angehört. Auf diesem Terrain wird sie nur schwer zu schlagen sein.

Clinton lernt aus Fehlern in der Vergangenheit

Obamas Geheimwaffe waren 2008 seine Unkonventionalität und vor allem die sozialen Medien; in einer Zeit, in der gerade das erste iPhone vom Stapel gelaufen war und sich ebenso rasch verbreitete wie Facebook-Accounts. Via Internet hatte Obama eine halbe Milliarde Dollar an Spendengeldern aufgestellt. Da konnten weder Clinton noch der spätere republikanische Gegner John McCain mit ihren konventionellen Buffet-Sammelaktionen für Wohlbetuchte mithalten. Dass ihr das nicht noch einmal passiert, dafür versucht Clinton nun zu sorgen. So hat sie die Google-Managerin Stephanie Hannon angeheuert, die ihre Internetseiten aufbauen und Wähler-Apps für Smartphones entwickeln soll.

Clinton hatte vor acht Jahren allerdings noch ein weiteres Problem: Sie kam bei den Bürgern zu kühl, hart und distanziert an. Daneben wird sie mit dem beim Durchschnittsamerikaner nicht gerade beliebten Machtzentrum Washington assoziiert. Erst ein Tränenausbruch vor laufender Kamera gab ihr zu vorgerücktem Vorwahlkampf 2008 einen menschlichen Touch. Auch hier hat Clinton bereits Maßnahmen getroffen und Kristina Schake engagiert. Die PR-Expertin hat ein Händchen dafür, ihren Klienten ein gutes Image zu verpassen. Zu ihren Kunden zählten die derzeitige First Lady Michelle Obama und die ehemalige First Lady von Kalifornien, Schwarzenegger-Gattin Maria Shriver.

Während Clinton also den demokratischen Vorwahlkampf wohl völlig dominieren wird, ist die Situation bei den Republikanern eine völlig andere. Hier ist zwar Jeb Bush - der seine Kandidatur noch nicht offiziell gemacht hat - der Favorit, er hat jedoch neben sich weitere mehr oder weniger vielversprechende Konkurrenten. Dazu zählen der libertäre Rand Paul sowie der von der mächtigen Protestbewegung Tea Party gestützte Ted Cruz, die ihre Kandidatur bereits bekanntgegeben haben. Daneben liegen noch andere Schwergewichte auf der Lauer wie etwa der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, oder die große Hoffnung der Neokonservativen, Senator Marco Rubio.

Wichtig wird es für die Republikaner sein, sich die Stimmen der Latinos zurückzuholen, die sie unter Jebs Bruder George W. Bush immerhin noch zu 44 Prozent hatten. Die harte Haltung der Republikaner in Immigrationsfragen hat das Ihrige dazu beigetragen, dass dieser Prozentsatz bei der letzten Präsidentenwahl für Mitt Romney auf 27 Prozent rutschte.

Hier könnten beispielsweise Ted Cruz oder Marco Rubio punkten, die beide lateinamerikanische Wurzeln haben, allerdings auch Jeb Bush. Immerhin war er Gouverneur von Florida, einem Bundesstaat mit einem der höchsten Bevölkerungsanteile an Hispanics in den USA. Außerdem ist er mit einer Mexikanerin verheiratet und spricht fließend Spanisch. Geradezu anekdotisch ist, dass er sich 2009 bei der Wählerregistrierung sogar als Latino ausgegeben hat, obwohl seine Familie aus Neuengland stammt.

Jeb Bushs größte Herausforderung wird es sein, sich sowohl von seinem Bruder George W. als auch seinem Vater George H.W., zu distanzieren, ohne die Wähler durch einen Bruch mit der Familie zu verstören. Sein Bruder wird von vielen Amerikanern nach wie vor als Kriegstreiber gesehen und sackte gegen Ende seiner Präsidentschaft auf der Beliebtheitsskala sogar unter die 30-Prozent-Marke. Vater Bush wiederum war einer von nur zehn Präsidenten in der Geschichte der USA, die nicht für eine zweite Amtszeit gewählt wurden. Jeb Bush muss sich nun als unabhängiger und eigener Staatsmann präsentieren, ohne die für Konservative wichtigen Familienwerte zu verleugnen. Sein großes Plus ist hingegen dasselbe wie das von Clinton: eine große und erprobte Wahlkampfmaschinerie.