Im Zuge der neuen Autonomie unter dem Universitätsgesetz (UG) 02 sollen die 21 österreichischen Hochschulen auch ihr Profil schärfen. Für die Universität Wien ist dabei die Nutzung von neuen Medien ein wichtiger Faktor. Mit virtueller Unterstützung, aber nicht ohne Anwesenheitspflicht und persönlichen Kontakt, das ist der Grundtenor für die Zukunft.
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"Wir haben ein Jahr Zeit, um eine neue Medienpolitik für die Universität Wien zu entwickeln", steckt Arthur Mettinger, Vizerektor für Lehre und Internationales, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" den zeitlichen Rahmen.
Bereits seit einiger Zeit werden Projekte aller Art rund um das Thema Nutzung von neuen Medien in Lehre und Forschung gesammelt, um sie dann evaluieren zu können. Einige sind dabei noch im Versuchsstadium, andere sind als fixer Bestandteil der Lehre nicht mehr wegzudenken. Im Laufe des kommenden Jahres sollen die Projekte dann auch besser vernetzt werden.
Gestartet wurde das Vorhaben "University of Vienna goes eEurope" neben der Sammlung von Ideen auch mit einer Erhebung der Soft- und Hardwarebestände sowie des Know-Hows der Studenten.
Studenten gut gerüstet . . .
Über 90 Prozent haben regelmäßig die Möglichkeit, einen Computer und damit auch das Internet zu nutzen. 64 Prozent besitzen sogar einen eigenen PC. Das hat eine Befragung durch die Uni Wien ergeben.
Diese Voraussetzungen will man nützen. "Nicht in Richtung einer virtuellen Universität", betont Mettinger. Aber es soll die Lehre vermehrt durch online-Angebote unterstützt werden. "Es wird weiter eine lebende Lehr- Lernpartnerschaft an der Universität geben und keinen eCampus. Wir wollen jedoch die Inhalte mobil machen." Das Wissen soll für Leute, die nicht in Wien sind, oder eine Lehrveranstaltung aus anderen Gründen nicht besuchen können, online aufbereitet werden. "Wir denken hier vor allem auch an die bessere Unterstützung von berufstätigen Studierenden", betont Mettinger.
Derzeit werden bereits optional Lehrveranstaltungen sowohl mediengestützt als auch "klassisch" angeboten. Die Variante, die e-learning Elemente nützt, hat dabei regen Zulauf.
Die Befragung der Studierenden hat auch ergeben, dass viele in Textverarbeitung gute Grundkenntnisse haben. Kenntnisse über andere Anwendungen des Computers sind jedoch weniger verbreitet. Deshalb werden derzeit bereits 1.000 Studierenden, die mediengestützte Vorlesungen besuchen, Schulungs- und Supportprogramme angeboten.
. . . Professoren interessiert
"Auch das Interesse der Lehrenden ist da", bestätigt Mettinger. Es gäbe von weiten Teilen positive Resonanzen. Jetzt gelte es, sie zu motivieren und ihnen möglichst große Unterstützung anzubieten. Obwohl einige bereits Erfahrung mit Lernplattformen und ähnlichen formen des e-learning hätten, gebe es doch viele Kollegen, die zwar gerne damit arbeiten würden, denen jedoch das Know-How fehlt.
Für Mettinger steht dabei vor allem auch eine neue Art der Vergütung im Vordergrund. "Wenn man drei Stunden zu Hause sitzt, um seine Vorlesung für die Präsentation auf einer Homepage vorzubereiten, geschieht das derzeit in der Freizeit." Außerdem kann er sich eine Prämierung innovativer Lehrprojekte vorstellen.
Heuer fehle allerdings jegliches Budget für Sonderprojekte und derzeit laufen alle e-University Angebote nur durch das Engagement von Lehrenden und/oder Studierenden, gibt Mettinger zu bedenken. Aber natürlich müsse man sich auch die Finanzierung überlegen.
Ideensammlung
Die über 30 e-Projekte, die derzeit angeboten werden sind vielseitig. Sie reichen von Lernplattformen über online-Archive bis hin zu Studentenforen und das in fast allen Studienrichtungen und natürlich auch fächerübergreifend. "Produktive Differenzen", etwa, ist ein Forum zu Gender- und Differenzenforschung. "Past Perfect" widmet sich dem 16. Jahrhundert. Das Studentenradio "Uton" sendet nicht nur auf Mittelwelle, es bietet auch online-Hörgenuss, so etwa Vorlesungen aus diversen Instituten.
Für Mettinger muss der Umgang mit neuen Medien genauso wie (Fremd-)Sprachenkompetenzen Teil des Absolventen- und Absolventinnenprofils der Universität Wien werden. Außerdem kann das Internet und andere Computeranwendungen dazu beitragen, das Studium flexibler zu gestalten. "Wir wollen die neuen Medien einsetzen, damit Lehre an der Uni interessanter, besser und spannender wird", bringt Mettinger die Zielsetzung auf den Punkt.
Nähere Infos zu den Projekten: http://www.univie.ac.at/lehrentwicklung