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Die Stunde der Lobbyisten

Von Monika Jonasch

Wirtschaft

Noch im Juli neue Regelung durch EU, 2007 rechtskräftig. | Höhere Inlandstarife und Marktkonsolidierung befürchtet. | "Wir sind uns alle einig, dass es in Sachen Roamingkosten Riesenprobleme gibt," meinte Telekom-Regulator Georg Serentschy am Mittwoch vor Journalisten anlässlich der Präsentation des Kommunikationsberichtes 2005 in Wien. "Über den Therapieansatz gibt es jedoch unterschiedliche Auffassungen."


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Die Roaminggebühren im Mobilfunk - also jene Kosten, die anfallen, wenn man in einem anderen Netz als dem des eigenen Betreibers telefoniert - stehen kurz vor einer Regulierung durch die EU-Kommission. Das Papier soll schon in den nächsten Tagen vorgelegt werden. Darin soll vor allem passiven Roamingkosten, die anfallen, wenn man im Ausland angerufen wird, ein Ende bereitet werden. Auch die aktiven Roamingkosten sollen sinken.

"Immerhin 15 bis 20 Prozent des Umsatzes eines österreichischen Mobilfunk-anbieters stammen aus dem Roaming-Geschäft", erläuterte der Telekom-Regulator. Zwei Drittel der Einnahmen lukrieren heimische Betreiber von ausländischen Gästen in Österreich, ein Drittel aus Telefonaten von Österreichern im Ausland. Damit stelle sich die Situation in Österreich ganz anders dar als z.B. in Skandinavien, könne man doch hierzulande von zwei Tourismussaisonen und vom Transitverkehr profitieren, so Serentschy. Er warnte davor, für ganz Europa eine einheitliche Lösung zu erzwingen.

Der EU-Eingriff und seine möglichen Folgen

Selbst die EU-Kommission halte als Folgen eines solchen Eingriffes eine massive Marktkonsolidierung in Europa auf nur mehr fünf bis sechs Mobilfunk-Anbieter, für möglich, so der Regulator. Außerdem werde befürchtet, dass sich die Inlandstarife für die Endkunden wieder erhöhen könnten. Er schlägt statt dessen vor, die Roaming-Großhandelspreise mit Obergrenzen zu versehen. Nur, wenn auf diesen Eingriff in einem bestimmten Zeitraum keine Verbesserung folge, sollten die Endkunden-Preise reguliert werden.

Erst Mitte 2007 soll die EU-Roamingverordnung tatsächlich rechtskräftig werden. Sie muss vorher noch EU-Rat und -Parlament passieren. Serentschy gegenüber der "Wiener Zeitung": "Da schlägt dann die Stunde der Lobbyisten."

Mobilfunk bleibt ein Wachstumsmotor

Der gesamte österreichische Telekommunikationsmarkt wuchs von 2004 auf 2005 um 2,7 Prozent auf 4,79 Mrd. Euro. Wachstumstreiber waren Mobiltelefonie (plus fünf Prozent) und Datenkommunikation (plus 21,9 Prozent); bei Letzterem vor allem Breitband-Internet und mobile Datenkarten. Die Umsatzentwicklung im Festnetzmarkt war mit minus 4,9 Prozent hingegen weiter rückläufig, was auf die Expansion des Mobilfunks zurückzuführen ist.

Dennoch ist der Mobilfunk in Österreich ein "heiß umkämpfter Markt", so Serentschy. Aufgrund des Preisverfalles stagnierte der Endkunden-Umsatz 2005 erstmals. Er machte immerhin 72 Prozent der gesamten Mobilfunkumsätze von 2,7 Mrd. Euro aus. Nur im Großkundenbereich war noch ein Wachstum von sieben Prozent zu verzeichnen. Hierfür waren vor allem Einnahmen aus den mobilen Terminierungen (Zustellungen) zwischen den Betreibern sowie aus dem internationalen Roaming verantwortlich, so der Regulator.