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Die Stunde der Sanierer

Von Peter Muzik

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Georg Pölzl hat bis 1. Oktober Zeit, sich auf das bevorstehende Himmelfahrtskommando vorzubereiten. Der neue Post-Boss, zuletzt mit dem Aufräumen bei T-Mobile Deutschland befasst, scheint der richtige Mann am richtigen Fleck: Er hat den Ruf eines eisernen Sanierers. Nach dem expansionsfreudigen Vorgänger Anton Wais wird er die Aufgabe übernehmen, möglichst viele Jobs zu streichen und Filialen zu schließen - sofern ihn die Politik das lässt, was in diesem Land höchst fraglich ist.


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Der 52-jährige Topmanager, der die börsenotierte Staatsfirma auf einen liberalisierten Briefmarkt vorbereiten soll, wird es nicht leicht haben. Aber vom Typ her ist er optimal für diesen Hardcore-Job geeignet: Seit die Wirtschaftskrise zahlreichen Unternehmen schwer zusetzt, sind knallharte Sanierer gefragt. Die Zeiten für hemmungslose Expansionsgelüste, die etwa im Fall des ehemaligen Immofinanz-Chefs Karl Petrikovics geradezu krankhafte Ausmaße annahmen, sind bis auf weiteres vorbei.

Jetzt geht es für viele Betriebe darum, den spektakulären Wachstumskurs zu verdauen. Das heißt: Schlank werden, indem man Mitarbeiter freisetzt. Sparen, indem man Investitionen in die Zukunft verschiebt. Gesund werden, indem man die Bilanzen von roten Zahlen säubert. Plötzlich sind nicht mehr Visionen und offensive Strategien gefragt, jetzt geht es ums Erbsenzählen.

In den Chefetagen ist Umdenken angesagt - das wird nicht zuletzt an kürzlich getroffenen Personalentscheidungen manifest: Boris Nemsic verließ die Telekom Austria, Wolfgang Reithofer macht bei Wienerberger Platz, Erich Hampel zieht sich von der Bank Austria zurück, Wolfgang Ruttenstorfer bereitet seinen Abgang von der OMV vor. Jede Wette, dass die Nachfolger leiser treten und wichtige Entscheidungen gründlicher überlegen werden, als das bis dato der Fall war.

Die Wachstumseuphorie der vergangenen Jahre macht bei vielen Betrieben eine radikale Fitnesskur erforderlich. Das ist die Chance, die diese Krise bietet. Wer sie ignoriert, der kann sich bereits jetzt abschreiben. In Zukunft werden nämlich nur kerngesunde Unternehmen weiter wachsen können.