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Die politischen Parteien entdecken die "social communities" wie Facebook, Twitter oder Youtube. Die Onlinesuche in diesen Foren von ÖVP-Chef Josef Pröll nach dem Superpraktikanten darf als Test verstanden werden. Die Gewinnerin/der Gewinner darf Pröll eine Woche lang - gegen freie Kost und Logis - begleiten, unter anderem zum Jägerball.
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Natürlich machen sich die erprobten Nutzer von Facebook darüber lustig - es führte gestern Abend mit ca. 2200 Stimmen die "Falter"-Journalistin Barbara Toth, die kaum als Praktikantin zu bezeichnen ist.
Aber die Aktion der Volkspartei zeigt, dass sich die etablierten Parteien zunehmend Gedanken darüber machen, wie sie die Online-Plattformen nutzen können - und zwar für spätere politische Kampagnen. Mag sein, dass sich der routinierte "Twitterer" einen Ast lacht über die Aktion, aber die ÖVP-Strategen lernen dabei, wie mit dieser Öffentlichkeit umzugehen ist. Das ist unbezahlbar, denn erstens sind die "Communities" (in dieser Welt regiert das Englisch, kein Zweifel) ein Massenphänomen geworden: Allein in Österreich tummelt sich etwa eine Million in Facebook. Und zweitens ist dies für die Parteien mittlerweile einer der raren Zugänge zu Jugendlichen geworden.
Die Jugendorganisationen der Parteien sind eher schütter besetzt. Aktionen wie jene der Audimax-Besetzer zeigen, dass sich "unorganisierte", aber engagierte Jugendliche über die Web-Netzwerke überaus effizient organisieren können. Wie die "Wiener Zeitung" in ihrer Mittwoch-Ausgabe schrieb, musste die - nach altem Parteienmuster aufgestellte ÖH - den Uni-Protesten nachlaufen, eine Rolle spielte sie anfangs nicht.
Das Beispiel ist den beiden Regierungsparteien wohl in die Glieder gefahren. Über Facebook wird nicht nur der gemeinsame Besuch von Klubs vereinbart, sondern Politik gemacht. Der ÖVP-Aktion "Bist du Österreichs Superpraktikant?" werden wohl auch von der SPÖ welche folgen - die Parteizentralen sind in dieser Welt selbst die Superpraktikanten.
Warum? Weil sich jugendliche Wähler in einem atemberaubenden Tempo von den "staatstragenden Parteien" verabschieden. Sie sind aber genau jene "Unentschiedenen", die darüber bestimmen, wer bei kommenden Wahlen die Nase vorne hat.