Auf der Homepage Codecheck.info können Konsumenten einsehen, welche Kosmetikprodukte Plastik enthalten.
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Wien. Honigbrote und ein Glas Milch zum Frühstück, danach Zähneputzen und Gesichtsreinigung – mitunter hat man dadurch viermal Plastik zu sich genommen. Hunderte Duschgels und Peelings bekannter Hersteller enthalten "Mikroperlen" oder "Mikro-Kügelchen", in einigen Zahnpasten beträgt der Plastik-Anteil mehr als zehn Prozent. Auf der Homepage www.codecheck.info können Konsumenten einsehen, welche Kosmetikprodukte betroffen sind. Nach der Verwendung landet das Mikroplastik direkt in der Kanalisation und später in natürlichen Gewässern, da Kläranlagen die Mikropartikel aufgrund der geringen Größe nicht vollständig filtern können. Durch Wind in die Luft geblasen gelangen die Plastikteilchen auf Wiesen und Blumen, bei der Pollenbestäubung nehmen Bienen die Partikel auf, und Plastik gelangt in den Honig: In 19 Honigsorten hat das Konsumentenmagazin "Plusminus" Spuren von Plastik nachgewiesen. Auch Kühe fressen die Teilchen beim Weiden mit, und Mikroplastik landet in der Milch.
Einige Firmen haben bereits reagiert: Unilever will die Produktion bis 2015 umstellen, und die europaweite Kampagne "Beat the Micro-Bread" ruft Hersteller von Kosmetikartikeln dazu auf, auf die Verwendung von Mikroplastik zu verzichten.
Doch nicht nur Mikroplastik ist allgegenwärtig: Die Donau schwemmt täglich 4,2 Tonnen Plastikmüll in das Schwarze Meer (laut Studienautoren handelt es sich um eine konservative Schätzung), mittlerweile schwimmen in der Donau mehr Plastikteile als Fische. Zu diesem Ergebnis kam eine Anfang März veröffentlichte Studie der Uni Wien, bisher die weltweit einzige Untersuchung zu Plastikanteil in Flüssen.
4,2 Tonnen Plastik in der Donau
Dabei wurden nur Plastikteile untersucht, die der Größe von Fischlarven entsprechen. Ganze Plastikflaschen, Plastiksackerl, andere größere Plastikteile sowie Mikroplastik kommen in der Studie nicht einmal vor. "Das wahre Ausmaß ist also noch um einiges dramatischer. Jahrelang wurde uns erzählt, dass die Plastikinseln in den Weltmeeren nichts mit uns zu tun haben. Jetzt hat das eine Studie erstmals nachgewiesen", so die Grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner, die Umweltminister Andrä Rupprechter in einer Aussendung dazu aufforderte, die "ökologische Katastrophe restlos aufzuklären".
Bei fast 80 Prozent des gefundenen Plastikmülls handelt es sich um industrielles Rohmaterial. Nun soll die Frage geklärt werden, woher dieses stammt. Die Grünen haben dazu Mitte März eine parlamentarische Anfrage gestellt. Der Minister hat nun bis Mai Zeit, diese zu beantworten. Die Grünen fordern zudem weitere Untersuchungen, ob andere Flüsse in einem ähnlichen Ausmaß durch Plastikteile kontaminiert sind wie die Donau und welche Auswirkungen die Verschmutzung in der Donau und im Schwarzen Meer auf die Tier- und Pflanzenwelt hat. Bekannt ist, dass kleine Plastikteile von Fischen und Vögeln mit Nahrung verwechselt werden und viele von ihnen an den Folgen der falschen Nahrung sterben. Ob tonnenweise in der Donau oder als Mikropartikel in den Abwässern: Letztendlich landen die im Plastik enthaltenen krebserregenden Chemikalien wie Weichmacher auf unseren Tellern.