Junge wilde Republikaner weiter auf Erfolgskurs. | Washington/Wien. Wenig Budget, aber viel Radikalismus: Mit der Unterstützung der erzkonservativen Tea-Party haben junge wilde Republikaner erneut für Furore gesorgt. Bei Vorwahlen zu den Kongress- und Gouverneurswahlen am 2. November setzten sich in Delaware, New York und wahrscheinlich auch New Hampshire Vertreter der Protestbewegung gegen etablierte Kandidaten der republikanischen Partei durch.
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Für besonderes Aufsehen sorgte der Urnengang im US-Bundesstaat Delaware. Noch vor zwei Wochen kannte kaum jemand den Namen Christine ODonnell. Doch im Rennen um die Kandidatur für den Senat hatte sie gegen den alteingesessenen Mike Castle die Nase vorn. Und das, obwohl ODonnell nur über einen Bruchteil des Wahlkampfbudgets ihres Rivalen verfügte; obwohl die republikanische Partei alles daran setzte, Castle durchzusetzen; obwohl ODonnell öffentlich lächerlich gemacht worden war; und vor allem, obwohl Castle im Falle einer Nominierung ein sicherer Sieg gegen den demokratischen Rivalen prognostiziert worden war. Nun erwarten die Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Bundesstaat.
Dies hat der bereits seit längerem schwelenden Diskussion Auftrieb verliehen, ob die Tea-Party den Republikanern im Endeffekt nicht mehr schadet als nützt. Manch ein Vertreter der in Umfragen abgeschlagenen Demokraten wittert bereits Morgenluft.
Sichere Sitze wackeln
Denn so wie in Delaware wackeln nun auch in anderen Staaten bereits sicher geglaubte Sitze der Republikaner. Unter dem Strich dürfte sich allerdings trotzdem eine positive Bilanz für die Konservativen ausgehen. Denn je näher der Wahltermin rückt, um so mehr werden sich Anhänger der Tea-Party und traditionelle Republikaner bewusst, dass sie in den Demokraten einen gemeinsamen Feind haben. Und gerade Meldungen von drohenden Niederlagen können zusätzliche Wähler zu rekrutieren. So liegt zum Beispiel gerade in Delaware noch viel ungenutztes Potenzial. Denn von den registrierten 182.000 republikanischen Wählern gingen lediglich 55.000 zur Vorwahl.
Auch hat so mancher Tea-Party-Exponent in einem Staat gewonnen, der ohnedies von Haus aus an die Demokraten gehen dürfte. So zum Beispiel in New York, wo Carl Paladino von der Tea-Party als republikanischer Kandidat für das Gouverneursamt ins Rennen gehen wird. Immerhin hat er der Partei damit mehr als die sonst übliche Aufmerksamkeit verschafft.
Tea-Party hilft Palin
Das wichtigste Augenmerk gilt aber ohnedies nicht dem Senat und den Gouverneursposten, sondern dem Abgeordnetenhaus. Während der Senat nämlich aller Voraussicht nach in demokratischer Hand bleiben wird, sehen die Meinungsforscher gute Chancen, dass es in der derzeit demokratisch dominierten zweiten Parlamentskammer zu einem Machtwechsel kommen könnte. Genau im Kampf um das Abgeordnetenhaus leistet die sogenannte Graswurzel-Bewegung der Tea-Party unschätzbar wertvolle Arbeit.
Über die aktuellen Wahlen hinaus zeigt die aktuelle Entwicklung der Tea-Party allerdings noch etwas anderes auf: nämlich dass die von der Parteiführung abgeschriebene Ex-Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin durchaus noch Chancen hat, zu einer Nominierung für die Präsidentenwahl 2012 zu kommen - und zwar mit Hilfe der Tea-Party.