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Die Technologietrends von morgen schon heute nutzen

Von Stephan Hofer

Wirtschaft

Trendstudie soll Chancen für kleine und mittlere Unternehmen aufzeigen.


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Wien. Kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) sind oft die Innovationsträger einer Wirtschaft. Durch ihre Struktur sind sie in der Lage, neue Technologien besonders schnell umzusetzen. Eine soeben vorgestellte Innovationsstudie des Forschungsnetzwerks Austria Cooperative Research (ACR) soll diese Stärke bei heimischen KMUs weiter ausbauen.

Der "Innovationsradar" wurde mit Unterstützung des Ministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ) erstellt und gibt Auskunft über die Technologietrends der nächsten zwei bis drei Jahre. Der Fokus liegt dabei auf vier Themenbereichen, die den Forschungsschwerpunkten des ACR-Netzwerks entsprechen: nachhaltiges Bauen, Umwelttechnik und erneuerbare Energien, Lebensmittelqualität und -sicherheit sowie neue Werkstoffe.

Die Ergebnisse setzen sich aus Expertenbefragungen und den Erkenntnissen bereits vorhandener Technologie-Studien, sogenannter "Roadmaps", zusammen.

"Es geht uns vor allem darum, nicht nur kommende Trends aufzuzeigen, sondern auch deren konkrete Auswirkungen und Chancen für die Unternehmen", sagt ACR-Präsident Martin Leitl und veranschaulicht dies anhand eines Beispiels: "Eine EU-Richtlinie sieht vor, dass bis zum Jahre 2020 Neubauten annähernd dem Nullenergiestandard entsprechen müssen. Dieser Trend bedeutet für die Baubranche konkret, dass nicht nur neue Bautechniken und Werkstoffe immer wichtiger werden, sondern auch Erkenntnisse aus der Energie- und Umwelttechnik stärker einbezogen werden müssen." Ein Unternehmen kann sich durch den Innovationsradar über Entwicklungen in relevanten Forschungsbereichen informieren und direkt mit den entsprechenden Instituten in Kontakt treten.

Synergie und kritische Masse

Diese Kommunikation zwischen Forschung und Unternehmen zu verstärken, ist ein weiteres Augenmerk der Studie, sagt Josef Mandl vom BMWFJ: "Ein Ziel dieses Projekts ist es, KMUs den Zugang zu Wissen zu erleichtern." Besonders kleinen Unternehmen fehle es oft an eigenen Ressourcen, um mit der technologischen Entwicklung Schritt halten zu können. Das ACR-Netzwerk schaffe hier nicht nur eine wichtige Schnittstelle zwischen Forschung und Unternehmen, sondern auch eine interdisziplinäre Synergie zwischen verschiedenen Bereichen. Zudem bilde die Vernetzung mehrerer Forschungsinstitute eine "kritische Masse" und erreiche damit gemeinsam eine höhere Effizienz, als dies für einzelne Institute oder Unternehmen möglich wäre.

Der Innovationsradar ist in Österreich noch ein Pilotprojekt, am Erfolg zweifelt man aber nicht, wie ACR-Geschäftsführer Johann Jäger sagt: "Wir sind zuversichtlich, dass die Studie über die Fachverbände und Innungen auch bei den KMUs ankommt." Zusätzlich zu den gedruckten Exemplaren steht die Studie auf der offiziellen Seite des ACR (www.acr.at) kostenlos zum Download bereit.

Mandl sieht bei heimischen KMUs eine deutliche Nachfrage nach derartigen Projekten. Ein Indikator dafür sei, dass bereits ein Großteil der sogenannten Innovationsschecks, einer Fördermaßnahme des Wirtschaftsministeriums für KMUs, über die insgesamt 17 Forschungsinstitute des ACR eingelöst werden. Zusätzlich dazu unterstützt das Ministerium das Forschungsnetzwerk bis 2015 mit 2,5 Millionen Euro jährlich.

Inspiration für den Innovationsradar bezog das ACR vor allem aus Belgien. "Dort ist man schon viel weiter", sagt Jäger. "Forschungsinstitute haben dort in etwa den zehnfachen Umfang wie in Österreich." Auch decken die belgischen Technologie-Roadmaps einen größeren Themenbereich ab. Hierzulande ist man freilich etwas bescheidener. "Wir haben uns bewusst auf diejenigen Kernbereiche fokussiert, bei denen wir entsprechende Erfahrungen und Kompetenzen vorweisen können", sagt Jäger. Für die Zukunft will man sich vor allem darauf konzentrieren, die Studienergebnisse im Abstand von zwei bis drei Jahren zu aktualisieren und zu erweitern.

Doch der Blick über den Tellerrand soll auch für die Studie selbst programmatisch werden. "Nachdem wir nun eigene Erfahrungen gesammelt und verarbeitet haben, ist der nächste logische Schritt der internationale Austausch mit ähnlichen Projekten", sagt ACR-Geschäftsführer Jäger. Bis dahin erwarte er aber mit Spannung die Rückmeldungen aus den Unternehmen.