Im Fall Klimt ist das letzte Wort nicht gesprochen. | Im Fall der fünf zu restituierenden Bilder des österreichischen Malers Gustav Klimt ist derzeit nur eines sicher: Die Republik Österreich wird die Bilder Maria Altmann übergeben.
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Maria Altmann stand im Mittelpunkt des Interesses: Sie war es, die Anspruch auf die fünf Bilder erhob. Und somit war sie es, die im Schiedsgerichtsverfahren in Österreich Recht bekam. Maria Altmann ist aber nicht die Alleinerbin der fünf Bilder.
Deren ursprünglicher Besitzer, Ferdinand Bloch-Bauer, hat in seinem Testament sein gesamtes Vermögen, zu dem auch die Bilder gehörten, Maria Altmann, ihrer Schwester und ihrem Bruder vermacht. Die Familien von Maria Altmanns Geschwistern leben in Kanada. Dort sind Klagen gegen andere Staaten nicht möglich. Deshalb hat die in den USA lebende Maria Altmann die Interessen aller Erben vertreten.
Damit sind die Bilder nun aber nicht im Besitz einer einzigen Erbin, sondern einer Gruppe von Erben. Und diese Erben sind untereinander keineswegs einig, was mit den Bildern geschehen soll. So gab es Anzeichen dafür, dass die in Vancouver ansässigen Erben es vorziehen würden, zumindest einen Teil der fünf Bilder in Österreich zu lassen. Dass auch Maria Altmann eine Präferenz für diese Version hat und auf private Käufer hofft, ist eine neue Facette im Ringen um die Bilder.
Sollte es nicht dazu kommen, dass die Bilder dank eines oder mehrerer Sponsoren in Österreich bleiben, ist folgendes Szenarium wahrscheinlich:
Die Erben werden sich untereinander auf die Besitzverhältnisse einigen. Es ist auszuschließen, dass ein Bild mehreren Erben gehören wird, es sei denn, alle Beteiligten stimmen einem Verkauf oder einer Versteigerung zu. Denn Geldsummen lassen sich aufteilen, Bilder nicht. Bliebe ein Bild im Besitz mehrerer Erben, sind Konflikte vorprogrammiert, die wiederum die Stellung der Erben bei einem Verkauf zu einem späteren Zeitpunkt schwächen.
Nachdem die Erben untereinander die Eigentumsverhältnisse geklärt haben, wird ein Teil der Bilder von einem der prominenten Auktionshäuser wie Christie's oder Sotheby's versteigert oder ohne Versteigerung direkt an ein Museum oder einen Sammler verkauft werden.
Als möglicher Käufer wurde dabei wiederholt Ronald Lauder genannt. Der Geschäftsmann und Präsident des Jewish National Fund war von 1986 bis 1987 Amerikanischer Botschafter in Österreich. Er gründete die Neue Galerie New York, deren Schwerpunkt die österreichische Malerei des Jugendstils ist.
Zu erwarten ist auf jeden Fall, dass ein Teil der Bilder in den Besitz der Erben-Gruppe in Kanada kommt. Und dann eröffnet sich für die Republik Österreich ein neuer Verhandlungsspielraum von einer Leihgabe bis zum Ankauf um einen realistischen Preis.
Der letzte Vorhang in der Causa der fünf Klimt-Bilder ist jedenfalls noch längst nicht gefallen.
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