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Die Flucht aus den Euro-Anleihen ist in vollem Gang, große amerikanische Geldmarktfonds verabschieden sich aus Europa. Die Aktienbörsen rutschen vor sich hin, Wien stärker als andere europäische Börsen. Der bayerische CSU-Obmann Seehofer sagte, er sei trotzdem gegen die sogenannten "Eurobonds" - auch andere Länder haben offenkundig Sorgen bei der Qualität des politischen Personals.
Spanische Anleihen wurden trotz des Wahlsiegs der Konservativen böse abgestraft, das kleine Lettland musste gar eine Mini-Auktion in Höhe von zehn Millionen Euro mangels Interesse absagen.
Während Europa bisher unter der steigenden Zinslast der Staatsschulden ächzte, muss es sich nun Gedanken machen, wer künftig diese Schulden überhaupt finanzieren wird.
Deutsche Politiker und deren Bundesbank erklären, die Europäische Zentralbank dürfe dies auf gar keinen Fall sein. Leider vergessen sie immer dazuzusagen, wer es sonst machen soll. Wenn die bisherigen Investoren in Käuferstreik treten, wird niemand anderer übrig bleiben.
Die klügste Variante wäre nach wie vor, den Euro-Schutzschirm zu einer europaweiten Schuldenagentur auszuweiten und keine nationalen Emissionen mehr zuzulassen. Im Gegenzug müsste ein EU-Budgetkontrollor (etwa die Kommission in Brüssel) jene Länder an die Kandare nehmen dürfen, die sich exzessiv verschulden. Und den Banken müssten spekulative Finanzprodukte auf diese Euro-Anleihen verboten werden.
Das alles ist Zukunftsmusik, und ob Europa diese Zukunft noch hat, sei dahingestellt. Denn die europäischen Institutionen sind in eine Art Schockstarre gefallen.
Die Wirtschaftsdaten verschlechtern sich praktisch täglich, aus einem Mini-Wachstum 2012 wird nun eine Schrumpfung. Die Staaten brauchen daher nächstes Jahr höhere Budgetmittel, um die Arbeitslosen-Unterstützung zu bezahlen. Doch wer wird das dafür notwendige Geld zur Verfügung stellen? Die bisherigen Investoren verabschieden sich gerade; China wird es nicht sein, der Euro-Schutzschirm flankiert von der EZB darf es nicht sein.
Europa befindet sich in einer Teufels-Spirale, und die dreht sich immer schneller. An deren Ende stehen Kosten, die schwindlig machen - und Millionen Menschen in die Armut reißen.