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Palastrevolte gegen erkrankten Parteichef Hauser. | Strache ruft Kritiker zur Räson. | Wien/Innsbruck. In der Tiroler FPÖ kracht es - und zwar so laut, dass sogar Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache im fernen Wien ein Machtwort sprechen musste und sich hinter Landeschef Gerald Hauser stellte. An dessen Stuhl wird nämlich ordentlich gesägt, auch wenn das keiner zugeben will.
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Hauser hatte in den letzten Monaten krankheitsbedingt gefehlt, was einige zu nutzen versuchten, um sich zu profilieren. So hatten sich etwa seine Stellvertreter Christian Haager und Walter Gatt zuletzt gegen Hauser gestellt, als dieser sich im Bundespräsidentschaftswahlkampf von FPÖ-Kandidatin Barbara Rosenkranz distanzierte.
Als führende Figur der Palastrevolte gilt jedoch Nationalratsabgeordneter Werner Königshofer, der in jüngster Vergangenheit durch Homophobie (er hatte einen grünen Politiker als "Landtagsschwuchtel" bezeichnet) und eine Frontal-attacke auf Christoph Kardinal Schönborn (dieser solle sich besser um seine "warmen Brüder, Klosterschwuchteln und Kinderschänder kümmern") aufgefallen. Dass er am Stuhl des Landesparteichefs säge, wies er zurück: "Ich bin derjenige, der versucht, die Dinge zu kalmieren."
Chronische Kämpfe
Für den Innsbrucker Politikwissenschafter Ferdinand Karlhofer sind solche Streitereien der Tiroler Freiheitlichen "chronisch". So hätten dauernde Flügelkämpfe in den 90er Jahren dazu geführt, dass es innert kürzester Zeit zu vier Obmannwechseln gekommen sei, sagte der Wissenschafter zur "Wiener Zeitung".
Die Ursachen des aktuellen Streits sieht Karlhofer einerseits in dem enttäuschenden Abschneiden der FPÖ bei den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen im März, andererseits in dem Machtvakuum, das durch die krankheitsbedingte Absenz des Parteiobmanns entstanden sei. "Die FPÖ in Tirol ist gewohnt, hierarchisch oder fast autoritär geführt zu werden". Fehle die Führungsfigur, komme es zu solchen Situationen, so Karlhofer. Der Politikwissenschafter rechnet aber damit, dass "bald wieder Ruhe" einkehren wird bei den Tiroler Freiheitlichen.
Ein möglicher Anlass dafür ist ein Treffen des Landesparteivorstands am 10. Mai. Aus diesem dürfte Hauser, der dieser Tage wieder aufs politische Parkett zurückkehrt, gestärkt hervorgehen. Dazu trägt nicht nur die Schelte von Parteichef Strache an Hausers Kritikern ("schäbig, wenn man versucht, ihn in dieser Phase öffentlich anzupatzen") bei, sondern auch die Haltung der Tiroler Bezirkschefs. Gleich mehrere davon haben sich am Donnerstag demonstrativ hinter ihren Landesparteiobmann gestellt und erklärt: "Er hat unser Vertrauen und führt die Partei bestens."
Die glorreichen Sieben
Auch auf Bundesparteiebene hat das schlechte Abschneiden bei den jüngsten Wahlen für Unruhe gesorgt. Parteichef Strache versucht nun einerseits, den nationalen Flügel in der FPÖ zu stutzen (die FPÖ sei keine "Vergangenheitspartei"), andererseits will sich der Parteiobmann von seiner eigenen One-Man-Show verabschieden und die Parteispitze verbreitern und "sichtbar machen". Am Donnerstag hat Strache präzisiert, was er sich darunter vorstellt. So könnte es künftig an der FPÖ-Spitze "glorreiche sieben Persönlichkeiten" geben, die mittels einer Plakat- oder Imagekampagne einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden sollen. Neben den Generalsekretären Harald Vilimsky und Herbert Kickl nannte Strache in diesem Zusammenhang auch die Landesobleute von Vorarlberg und Burgenland, Dieter Egger und Johann Tschürz. Diese könnten ihn etwa in TV-Diskussionen vertreten. Keine größere Rolle werde der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf in der FPÖ spielen.