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Die Todesfälle durch Ebola in Uganda müssen ein Weckruf sein

Von Helen Barclay-Hollands

Gastkommentare

Wenn die internationale Gemeinschaft den Kampf gegen die Seuche in Westafrika nicht verstärkt, wird das tödliche Folgen haben.


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Das tödliche Ebola-Virus hat sich über die Grenze vom Osten der Demokratischen Republik Kongo nach Uganda ausgebreitet. Das sind Nachrichten, vor denen wir seit mehr als einem Jahr warnen. Ein Fünfjähriger war der erste Ebola-Tote in Uganda, auch seine Großmutter starb bereits. Das Kind kam aus dem Kongo über die Grenze, wo bereits mehr als 2000 Ebola-Fälle registriert wurden. Zwei Drittel dieser Menschen sind gestorben.

Eine der größten Herausforderungen ist die schlechte Sicherheitslage, mit mehr als 100 bewaffnete Gruppen im Osten des Kongo. Tausende flohen vor den schweren Kämpfen über die Landesgrenzen. Helfer werden in Ausbruchszentren gezielt angegriffen. Seit Anfang 2019 gab es mehr als 100 Vorfälle, darunter Angriffe auf Ebola-Behandlungszentren, mit 85 Toten oder Verletzten.

Die Region ist die durch den Konflikt zwischen Regierung, Rebellen und international unterstützten bewaffneten Gruppen geteilt. Zudem haben sich Fehlinformationen verbreitet. Einige Dorfoberhäupter leugnen Ebola und sehen darin ein politisches Instrument, um Wahlen zu gewinnen. Andere beschuldigen gar ausländische Helfer, aus Profitgier das Virus in ihre Gemeinden zu bringen. Deshalb ist es ungemein wichtig, die Dorfgemeinschaften im Kampf gegen Ebola intensiv miteinzubeziehen. In Krisen besteht die Tendenz, schnelle Hilfe von außen zu liefern. Aber gegen Ebola ist genau das Gegenteil erforderlich. Man muss die Basis mobilisieren und die Ängste der Bevölkerung beachten. Die Menschen selbst müssen diesen Kampf führen.

Schon beim vergangenen und größten Ebola-Ausbruch in Westafrika 2014 reagierte die internationale Gemeinschaft sehr langsam. Auch damals gab es viel Misstrauen und Gerüchte. Die Weltgemeinschaft muss aus den Erfahrungen in Westafrika lernen und die Hilfe für die Menschen in der Demokratischen Republik Kongo ausweiten - und zwar schnell.

Die Helfer vor Ort arbeiten mit Glaubensführern - Christen und Muslimen - zusammen, um sie über das Virus aufzuklären und zu zeigen, wie man seine Verbreitung verhindern kann. Pastoren, Priester und Imame geben dann ihr Wissen als Respekts- und Vertrauenspersonen an ihre Gemeinden weiter. Auch Radiostationen senden Informationen zu Ebola. Genau dieser Ansatz war 2014 in Westafrika entscheidend für die Trendwende. Dank viel harter Arbeit und unter schwierigen Umständen reagierten viele Gemeinden in Nord-Kivu sehr positiv auf Impfungen und Präventionskampagnen. Laut WHO lassen sich gut 90 Prozent der Menschen, die potenziell Ebola ausgesetzt sind, impfen.

Die Bedrohung bleibt aber bestehen. Die WHO geht davon aus, dass jeder vierte Ebola-Fall unentdeckt bleibt. In einem Land, in dem 13 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, 80.000 mit Masern infiziert wurden (1500 davon starben) und Gewalt weit verbreitet ist, könnte man Ebola leichtfertig einfach nur als weiteres Problem sehen. Aber wegen der hohen Ansteckungsgefahr und des Risikos der weiteren Ausbreitung - auch über Staatsgrenzen hinweg - muss die internationale Hilfe aufgestockt werden. Der Tod des Fünfjährigen in Uganda muss ein Weckruf sein.

Helen Barclay-Hollands ist seit Februar 2017
Einsatzdirektorin von World Vision im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Davor war sie in Haiti, im Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik tätig.