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Die Tragödie Trump

Von Thomas Seifert

Leitartikel

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Donald Trump, so viel ist sicher, ist der übelste Präsidentschaftskandidat, den eine der beiden großen Parteien in der jüngeren US-Geschichte ins Rennen geschickt hat. Genau das hat auch seine erste Fernsehkonfrontation mit Hillary Clinton offenbart. Seine Verlogenheit sprengt jeden Rahmen des bisher Dagewesenen, statt Argumente tischt er Spott und Grobheiten auf. Trump ist der perfekte Antipolitiker der Ära der Postwahrheit. Er ist der fleischgewordene Beweis für die Verkommenheit des politmedialen Komplexes der Republikaner und ihrer Krawallmedien aus dem Hause von Rupert Murdoch. Trump geht es nicht um Fakten, sondern um eine Politik der Gefühle, seine Botschaft ist das Gegenteil der "Hope"-Message von Barack Obamas Wahlkampagne 2008: nämlich Angst, Hoffnungslosigkeit und Verzagen.

Wie ist die jüngste TV-Konfrontation mit Clinton zu bewerten? Clinton war gegen Trump die meiste Zeit im Angriffsmodus, sie kritisierte ihn dafür, dass er seine Steuererklärung entgegen der US-Usancen nicht transparent machen will und dafür, dass er vor acht Jahren öffentlich den Zweifel genährt hat, dass Obama in den USA geboren ist. Clinton stichelte mit Raffinesse - systematisch und effektvoll - gegen Trump. Laut einer CNN/ORC-Blitz-Umfrage ging die erste Runde mit 62 gegen 27 Prozent klar an Clinton. Wobei aber in den US-Medien auch daran erinnert wird, dass dies 2012 bei Mitt Romney mit 67 Prozent gegen Barack Obama mit 25 Prozent genauso war. Soll heißen: Trump kann locker noch Präsident werden - vor allem, weil die Demokraten mit Clinton eine äußerst unpopuläre Kandidatin ins Rennen schicken.

Trump hat übrigens bereits drohend angekündigt, bei der nächsten Fernsehdebatte (9. Oktober - die dritte und letzte ist am 19. Oktober) auch vor persönliche Angriffe auf Clinton nicht zurückzuschrecken - er will also dem TV-Publikum sein wahres Gesicht noch deutlicher zeigen. Die unverantwortlichen Trump-Kalmierer und -Relativierer irren in fataler Weise: Einen Donald Trump im Weißen Haus nicht als unglaubliche Katastrophe für die USA und die Welt zu sehen, ist genauso unverantwortlich, wie den flagranten Rassismus von "The Donald" einfach so im Raum stehen zu lassen und seine Lügen nicht als das zu bezeichnen, was sie sind: nämlich schamlose Lügen. Es bleibt zu hoffen, dass am 8. November Trump von den Wählern abgestraft wird.