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Die "Trumpokratie" steht unter massivem Druck

Von Clemens M. Hutter

Gastkommentare
Clemens M. Hutter war Leiter des Auslandsressorts bei den "Salzburger Nachrichten".

Prominente Journalisten über Trump: Sachunkenntnis, Lügner, amoralisch, beratungsresistent, jähzornig.


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"Im Weißen Haus lügt jeder", beklagte US-Präsident Donald Trump vor vier Wochen öffentlich. Im September 2017 hatte er sich noch gerühmt: "Ich habe ein großartiges Kabinett." Er hatte es schließlich selbst ausgewählt. Vor einer Woche schrieb ein ranghoher Mitarbeiter Trumps anonym in der "New York Times": "Die Wurzel des Problems ist die Amoralität des Präsidenten. Wer mit ihm arbeitet, weiß, dass er keinen erkennbaren Grundprinzipien folgt." Daher hätten Mitarbeiter Trumps "gelobt, alles zum Schutz unserer demokratischen Institutionen zu tun, indem wir den fehlgeleiteten Impulsen von Herrn Trump entgegenwirken, bis er nicht mehr im Amt ist".

Trump tobte wie üblich, schimpfte den anonymen Autor einen "Feigling, Verräter und Lügner" und die "New York Times" einen "feigen Versager". Ähnlich tat er vor einem Jahr die "Washington Post" ab, die nachgewiesen hatte, dass er in seinem ersten Amtsjahr 1950 Mal die Unwahrheit gesagt habe.

In flammenden Zorn versetzte Trump jedoch im Jänner der angesehene US-Journalist Michael Wolff mit dem Bestseller "Feuer und Wut". Nach 200 Interviews mit Mitarbeitern Trumps bilanzierte Wolff: Der Präsident sei jähzornig, launisch, beratungsresistent, schlecht informiert, weigere sich zu lesen, höre nicht zu, wiederhole sich ständig und benehme sich "wie ein Kind, er braucht immer sofort Bestätigung, alles muss sich um ihn drehen".

In einem soeben erschienen Buch dokumentiert Trumps Mitarbeiterin Manigault Newman den Präsidenten als Rassisten, Frauenfeind und Lügner. Trump reagierte entsprechend mit "Abschaum" und "bösartige Hündin". Er sei aber mit ihr zufrieden gewesen, solange sie positiv über ihn geschrieben habe.

Den härtesten Angriff auf Trump führt jetzt Bob Woodward, jener vielfach ausgezeichneter Journalist, der 1972 den Watergate-Skandal aufdeckte, den im Wahlkampf von Präsident Richard Nixon gebilligten Einbruch ins Hauptquartier der Demokraten im Watergate-Gebäude, um dort Abhörwanzen anzubringen.

Woodward lässt seinen drei Abrechnungen mit Trump nun sein neues Buch "Fear" (Furcht) folgen. Er schreibt unter anderem, Trumps Mitarbeiter würden an dessen Sachunkenntnis verzweifeln. Daher sei es sinnlos, "Trump von irgendetwas zu überzeugen, wir sind in einem verrückten Laden". Enge Mitarbeiter Trumps würden versuchen, Schaden von den USA abzuwenden, indem sie unterschriftsreife Erklärungen und Dokumente des Präsidenten verschwinden ließen, weil sie die nationale Sicherheit der USA gefährdet sähen. Trump bemerke das gar nicht. Und schon kurz nach seinem Amtsantritt hätten Mitarbeiter erwogen, den Kongress aufzufordern, den Präsidenten gemäß Zusatzartikel 25 der US-Verfassung wegen Amtsunfähigkeit abzusetzen. Das sei aber unterblieben, um die USA nicht in eine Verfassungskrise zu stürzen.

Trumps übliche Reaktion auf Woodwards Analyse: "Lauter total erfundene Geschichten." Das entspricht seiner Linie: Unangenehme Fakten nennt er "Fake News", kritische Journalisten "Volksfeinde", und beide wehrt er mit "alternativen Fakten" ab. Folgerichtig fiel er in jüngsten Umfragen auf 39 Prozent Zustimmung, den mit Abstand schlechtesten Wert aller Präsidenten seit 1945.

Trump steckt in einer Zwickmühle: Stimmen die beeideten Aussagen und Berichte über die "Trumpokratie", könnte ihn nur der Kongress nach Artikel 2 der US-Verfassung "wegen Verrats, Bestechung oder anderer Verbrechen und Vergehen" des Amtes entheben. Sind diese Beweismittel aber falsch, wäre der Präsident Opfer einer in der US-Geschichte beispiellosen Verschwörung von Justiz, seriösen Medien und demokratischer Opposition. Deshalb steigt die Bedeutung der Zwischenwahl im November. Im Kongress halten Trumps Republikaner nämlich nur eine knappe Mehrheit.