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"Die Tunnel haben Augen"

Von Petra Tempfer

Politik

Arlbergtunnel wird 2015 und 2017 je ein halbes Jahr lang gesperrt bleiben.


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Wien. Mehr als 500 Menschen sterben jährlich auf Österreichs Straßen. Bis 2020 soll diese Zahl halbiert werden, so der Vorsatz von Verkehrsministerin Doris Bures. "Vor allem in Tunneln sind die Auswirkungen eines Unfalls dramatisch", sagte sie am Donnerstag und erinnerte an den verheerenden Brand im Tauerntunnel vor 14 Jahren, bei dem zwölf Menschen starben und 42 verletzt wurden. Nach Ausbau und Modernisierung sei der Tauerntunnel als "Europameister der sichersten Tunnel" ausgezeichnet worden - um 80 weitere der österreichweit mehr als 150 Tunnel sicher zu machen, sollen bis 2018 rund 1,5 Milliarden Euro investiert werden, so die Ministerin. Das sind 20 Prozent jener Summe, die bis dahin insgesamt in Autobahn-Bauinvestitionen fließen soll.

Eines der größten Projekte wird der Arlbergtunnel sein, präzisierte Alois Schedl, Vorstandsdirektor des staatlichen Autobahnbetreibers Asfinag. Im Zuge der Sanierungen wird der 14 Kilometer lange Tunnel zwischen Tirol und Vorarlberg 2015 und 2017 je ein halbes Jahr lang gesperrt sein. "Die Verkehrsbehinderungen werden beträchtlich sein", so Schedl. Der Verkehr soll dann über den Pass, der Schwerverkehr großräumig über Deutschland umgeleitet werden.

Bei den Sanierungsmaßnahmen der Tunnel setzt Bures auf neue Technologien: "Sichere Tunnel haben Augen und Ohren", sagte sie - und sprach damit die visuelle und akustische Raumüberwachung an. Die Software zum akustischen Tunnelmonitoring "Akut" wurde laut Asfinag-Vorstandsdirektor Klaus Schierhackl von der Forschungseinrichtung "Joanneum Research" in Graz entwickelt. Mithilfe von Spezialmikrofonen werde erkannt, wann ein Auto stehen bleibt oder wann es "kracht". Die Daten werden unverzüglich an eine Überwachungszentrale weitergeleitet. Neun Zentralen gibt es derzeit in Österreich, sie sind laut Schierhackl rund um die Uhr besetzt.

Thermoscanner sortiert überhitzte Fahrzeuge aus

In der Praxis bereits bewährt habe sich der Thermoscanner: Seit Mai 2012 ist er im Zuge eines Pilotprojekts vor dem Karawankentunnel in Kärnten im Einsatz. Sind Reifen, Motoren oder Bremsen von Schwerfahrzeugen oder Bussen überhitzt, sortiert der Scanner diese aus, damit einem eventuellen Brand im Tunnel vorgebeugt wird. Seit dem Start des Projekts mussten bereits mehr als 300 Lkw zum Abkühlen zur Seite fahren, so Schierhackl.

Weitere wichtige Projekte seien der bereits laufende Ausbau des Bosrucktunnels von Oberösterreich in die Steiermark und die zweite Röhre des Gleinalmtunnels in der Steiermark um 300 Millionen Euro. Eine zweite Röhre erlaubt eine schnelle Evakuierung im Gefahrenfall.

Seit 2001, als die Asfinag ihre Tunnel-Sicherheits-Offensive startete, wurden laut Bures vier Milliarden Euro investiert. "Ziel ist, dass nicht nur der Tauerntunnel Europameister ist, sondern Österreich europaweites Vorbild beim Tunnelbau", sagte sie. Und: "Dass unser Know-how auch ins Ausland exportiert wird."