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Das deutsche Anti-Doping-Gesetz nannte er "das Schlimmste, was man entwerfen konnte". Die nationale Anti-Doping-Agentur Nada einen "zahnlosen Tiger", der nicht fachlich qualifiziert sei. Kein gutes Haar ließ er auch an vielen Sportnationen, weil sie in seinen Augen systematisches Doping betreiben: "Eklatant" sei die Lage in Weißrussland, "noch schlimmer" in Kasachstan. Und die Türkei? "Total verdreckt!"
Die Rede ist vom Heidelberger Zell- und Molekularbiologen Werner Franke - und seinem Jahrzehnte langen Kampf gegen Doping im Sport. Dass er sich bei seiner Kritik kein Blatt vor den Mund nimmt, hat bei ihm, dem Universitätsprofessor, System. "Es hat keinen Zweck, man muss proletarisch reden, um gehört zu werden", sagte der Dopingjäger, der nun am Samstag seinen 75. Geburtstag feiert, gegenüber der deutschen Presseagentur.
Nicht nur das. Es braucht auch Hartnäckigkeit in diesem Kampf der Weltanschauungen, wie Franke es nennt. Als er etwa den deutschen Rad-Star Jan Ullrich bezichtigte, beim spanischen Arzt Eufemiano Fuentes verbotene Mittel gekauft zu haben, erwirkte der eine einstweilige Verfügung gegen den Uni-Professor, den darauf folgenden vierjährigen Prozess verlor aber Ullrich. Dabei geht es Franke gar nicht um die Athleten, "sondern um die Ärzte, die verantwortlichen politischen Stellen und Teile der Journalistik, die darüber hinweg sehen". Er spricht aus, was andere nicht zugeben wollen oder können - wobei er selbst offen zugibt: "Ich erschrecke die Menschen mit meinem Vokabular."
Angesichts der Schrecknisse, die Doping in sich birgt, sind solch’ klare Worte mehr als richtig. Es braucht eindeutig mehr Frankes. Im Sport - und in der Welt.