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Drei Spiele Sperre und eine Geldstrafe in Höhe von 25.000 Pfund (31.721,86 Euro): Rio Ferdinand, 81-facher englischer Teamspieler und aktuell Verteidiger des Premier-League-Klubs Queens Park Rangers, hat nicht etwa einen gegnerischen Stürmer brutal niedergegrätscht, den Schiedsrichter angerempelt oder im Kabinengang einen Kollegen insultiert. Nein, Ferdinand hat sich "nur" etwas im Ton vergriffen, allerdings weit außerhalb eines Stadions, fernab jeglichen Spielgeschehens. Der 35-Jährige hat sich vor zwei Monaten beim Kurznachrichtendienst Twitter provozieren lassen und das Wort "Schlampe" im Zusammenhang mit der Mutter einer anderen Person verwendet. So allgemein muss das bezeichnet werden, weil der Tweet für Normalsterbliche mäßig verständlich ist und das verwendete Wort "Sket" ein kaum gebräuchlicher Slang-Ausdruck ist. Dennoch war für die Liga-Verantwortlichen evident, dass damit der Sexismus-Paragraf verletzt wurde. Bei allem Verständnis für Wachsamkeit bei Diskriminierungen und der Vorbildwirkung von Stars - wenn sich Spieler außerhalb des Platzes gegenüber Dritten ungebührlich verhalten, dann soll das auch genau dort sanktioniert werden. In diesem Fall wohl vor einem Zivilgericht. Anderfalls sind der Phantasie (und den Einnahmequellen) künftig keine Grenzen mehr gesetzt: Hundegackerl nicht weggeräumt - drei Spiele bedingt; Telefonieren am Steuer - zwei Spiele Sperre plus 10.000 Euro; Steuerhinterziehung - sechs Monate Fußfessel auf dem Platz. Im Ernst: Zu Recht wird beklagt, dass in vielen Sportarten - von Tennis bis Formel 1 - die Typen abhanden kommen und nur noch stromlinienförmige Emporkömmlinge mit Plattitüden-Wortschatz am Werken sind. Kein Wunder, wenn emotionale, verbale Ausbrüche neuerdings den Arbeitsplatz gefährden können.