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Die unerwünschten Fremden

Von Peter Stiegnitz

Europaarchiv

Wachsende Vorurteile in Ungarn. | Budapest. Im Schatten der politischen Unsicherheit und der wachsenden Kampfbereitschaft der Opposition blüht in Ungarn die Ablehnung gegenüber Fremden. Darauf deutet eine Untersuchung des ungarischen Forschungsinstituts Tarki hin. Von zehn befragten Ungarn wollen drei "überhaupt keine Flüchtlinge" ins Land lassen. Nur zehn Prozent wären bereit, "schutzsuchende und verfolgte Ausländer" aufzunehmen. Die Mehrheit (61 Prozent) will es allerdings genau abwägen, wer in Ungarn Asyl erhalten sollte und wer nicht. Dieser Prozentsatz der Menschen, die abwägen, wächst laut Soziologen von Jahr zu Jahr.


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Die Tarki-Interviewer legten den Befragten eine Liste möglicher Asylsuchender vor und baten um eine Reihung der Akzeptanz. Auf der Liste befanden sich neben Ungarn aus benachbarten Ländern, Chinesen, Arabern, Rumänen und Russen auch noch Pirezen, eine fiktive Minderheit aus dem Ausland. Während die Landsleute aus benachbarten Staaten von zwei Drittel der Befragten als Asylsuchende akzeptiert wurden, lehnten bis zu 87 Prozent der Ungarn die Flüchtlinge aus den anderen Ländern ab. 68 Prozent wollten auch keine Pirezen ins Land lassen - ohne dass jemand gefragt hätte, wer Pirezen überhaupt sind.

Das Tarki-Institut untersucht seit 1992 den Anteil der "Fremdenhasser", der "Fremdenfreunde" und der "Abwäger". Zu letzteren gehören die meisten Ungarn. Während sich der Anteil der "Fremdenfreunde" zwischen 1992 und 2007 fast konstant um die 10-Prozent-Marke bewegt, wuchs die Zahl der "Fremdenhasser" in der Zeit von 18 auf 25 Prozent.

Diese lehnten in der Befragung am meisten Araber (87 Prozent), Chinesen und Russen (81 und 80 Prozent) ab. "Ungarn, jenseits der Grenze" möchten nur vier Prozent nicht ins Land lassen. 68 Prozent der Befragten wollen auch keine asylsuchenden Pirezen.