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24.000 Euro für jeden Arzt, der bereit ist, zwei Jahre in Wien zu bleiben. Mit solchen Forderungen tut sich die Ärztekammer keinen Gefallen. Mehr noch: Sie riskiert, dass das Unverständnis in der Öffentlichkeit das vernebelt, worum es eigentlich geht: die Zustände an Wiener Spitälern, die irgendwo zwischen verbesserungswürdig und alarmierend sind. Monatelanges Warten auf Operationstermine (so man keine Zusatzversicherung hat), Zwei- beziehungsweise Drei-Klassen-Medizin, Gangbetten, Abteilungen, die wegen Personalmangels von der Schließung bedroht sind:
Alles, was man früher nur von anderen Ländern kannte, ist in Wien - und in Österreich allgemein - mittlerweile Realität.
Dem muss man tatsächlich entgegenzuwirken versuchen. Doch da bedarf es einer Systemänderung und langfristiger Strategien. Einmalzahlungen hingegen, die das Jahresgehalt eines durchschnittlichen Arbeiters übersteigen, sind eine mehr als unglückliche Forderung. Nicht nur fördert so etwas das Klischee reicher Ärzte, die den Rachen nicht vollkriegen. Es stellt sich auch die Frage: Was ist nach den zwei Jahren? Werden dann wieder und bis in alle Unendlichkeit alle zwei Jahre hunderte Millionen Euro gezahlt? Ganz abgesehen davon, dass so etwas geradezu Lust auf Erpressung und Preistreiberei macht. Bei den nächsten Verhandlungen droht man dann mit Weggang, sollten nicht 40.000 Euro gezahlt werden. Das Burgenland tendiert derzeit ein wenig in diese Richtung und schüttet Ärzte geradezu mit Geld zu. Was folgt als Nächstes: Ärzteversteigerungen an den Meistbietenden? Mit der Bleibeprämien-Forderung punktet man aber natürlich bei der eigenen Klientel. Wer würde nicht gerne 24.000 Euro dafür bekommen, dass er seinen Job zwei Jahre weiter macht?