Unifil-Chef Alain | Pellegrini hofft auf stärkeres Mandat. | Naqura. "Unsere Mission ist der Erhalt des Friedens, für einen Konflikt wie den jüngsten Krieg im Libanon war die Unifil nicht ausgerüstet", sagt der französische Generalmajor Alain Pellegrini, der seit mehr als zweieinhalb Jahren an der Spitze der bisher 2000 Mann starken Unifil-Truppen steht, die den 123 Kilometer langen und bis zu 22 Kilometer tiefen Landstrich entlang der libanesisch-israelischen Grenze überwachen. Pellegrini weiß um die Tücken, die ein politisch schwaches Mandat für die Einheiten auf dem Boden mit sich bringt.
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Als junger Oberstleutnant erlebte der heute 60-jährige 1983 eines der bis dahin größten Debakel internationalen Krisenmanagements mit. Ein Jahr, nachdem im September 1982 die knapp 5000 Mann starken Multinationalen Streitkräfte (MNF) in den Libanon eingerückt waren, starben im Oktober 1983 am gleichen Tag 58 seiner französischen Kameraden und 241 US-amerikanische Marines bei Selbstmordattentaten. Nach nur anderthalb Jahren war die Mission gescheitert, im März 1984 rückten die letzten der anfangs 1500 französischen Soldaten der Multinational Forces wieder ab.
Erfolg könne die neue Mission nur haben, wenn sie "mit mehr Muskeln" ausgestattet sei als bislang, sagt der gebürtige Korse Pellegrini. Unabhängig davon, wie lange der laut Vertrag noch bis Februar 2007 mit dem Oberkommando Betraute selbst an der UnifilSpitze stehe, gelte: "Man muss mehr Mittel haben als ich momentan."
Eine ganze Liste parat hat Pellegrini für die so zögerlich an die Implementierung der in Resolution 1701 beschlossenen Aufstockung der Truppe auf 15.000 Soldaten gehende internationale Gemeinschaft: "Überwachungsflugzeuge, Radaranlangen, kleine Schiffe, um die Küsten zu überwachen", all das sei nötig, sagt er, um sich auf beiden Seiten der Grenze Respekt zu verschaffen. Für die überall sichtbar anhaltende Präsenz der Hisbollah hat er nur ein Schulterzucken übrig: "Sie sind Libanesen." Die libanesische Armee müsse einschätzen, ob die Milizen der Partei weiter eine militärische Drohung darstellen.
Dass wahrscheinlich schon bald ein italienischer General seinen Posten übernehmen wird, nimmt Pellegrini mit Gelassenheit auf. "Sie sind willkommen", sagt er über die schon in der Multinationalen Truppe von 1983 mit 1400 Mann vertretenen italienischen Streitkräfte.
Startvorteil für Italiener
Einen nicht zu unterschätzenden Startvorteil gegenüber seinen französischen Kameraden bringen die bis zu 3000 italienischen Soldaten jedenfalls mit: Während Frankreichs Außenminister Philippe de Douste-Blazy und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bei ihren Besuchen in Beirut die Begegnung mit Hisbollah-Parlamentariern mieden, suchte ihre Kollege Massimo dAlema Mitte August den Kontakt mit Abgeordneten der "Partei Gottes". Nicht zuletzt von deren Wohlwollen hängt ein Erfolg der erneuerten Unifil-Mission schließlich ab.