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Die Unis setzen auf Zentralisierung

Von Mathias Ziegler

Wissen

Zusammenlegung birgt Platzprobleme. | Hauptuni: Ende der Sanierung ist | bereits in Sicht. | Wien. Nicht nur die Wiener Wirtschaftsuniversität und die Technische Universität wollen ihre Standorte wechseln (siehe Artikel unten). Auch mehrere andere Unis in der Hauptstadt sind von Raumnot und Sanierungsbedarf geplagt. Einige Hochschulen haben der Zersplitterung ihrer Standorte bereits den Kampf angesagt.


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Die "Alma Mater Rudolfina" (Universität Wien), deren Hauptgebäude im Eingangsbereich bis zum Sommer fertig saniert sein soll, hat nach einer Dezentralisierungswelle in den siebziger Jahren wieder mehrere Institute am Roosevelt-Platz, am Campus des Alten AKH und im Neuen Institutsgebäude (NIG) zusammengezogen. Die Hauptuni ist aber noch immer auf rund 60 Standorte in Wien aufgeteilt. Vor allem für das Betriebswirtschaftszentrum (BWZ) an der Brünner Straße und für die Publizistik-Außenstelle in Wien-Währing werden besser platzierte Standorte gesucht.

Unklar ist, wo die bei der WU angesiedelten Biologen, Zoologen und Anthropologen untergebracht werden, wenn der Standort Spittelau einst aufgelassen wird.

Boku: Keine Diskussion

Was die Standortentwicklung der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku) betrifft, äußert sich Rektor Hubert Dürrstein kryptisch: "Die Verhandlungen über das Konzept - inklusive Technologiezentrum Muthgasse und Universitäts- und Forschungszentrum Tulln - stehen in den nächsten Monaten an." Gegenüber der "Wiener Zeitung" wollte er darauf nicht näher eingehen. "Wir halten es für nicht zielführend, vor Abschluss der Verhandlungen diese Fragen öffentlich zu diskutieren", so Dürrstein.

VUW: Standort kaufen?

Gesprächiger ist Wolf-Dietrich von Fircks, Rektor der Veterinärmedizinischen Universität Wien (VUW). Der "Wiener Zeitung" verriet er, den Standort in Wien-Floridsdorf von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) erwerben zu wollen. "Wir haben schon so viel in das zehn Jahre alte Gebäude investiert", meint der Herr über 2400 Studenten, dass es auf den Restbetrag auch nicht mehr ankomme. Statt der Miete möchte Fircks "mehr Geld für Lehre und Forschung" ausgeben. Bei der BIG will man sich zu diesen Plänen (noch) nicht äußern.

Angewandte zersplittert

Vom Bildungsministerium fühlt sich der VUW-Rektor im Stich gelassen: "Die veränderten Anforderungen an unsere Universität wurden im Etat nicht mit eingeplant. Uns fehlen Bauunterhaltungs- und Investitionsmittel von insgesamt 30 Millionen Euro, um alleine den vorhandenen Wert des Gebäudes zu erhalten." Das Gutachten für die Genehmigung der Mittel liege seit eineinhalb Jahren im Ministerium. Wichtige Neuinvestitionen seien daher zu kurz gekommen. Noch schlimmer sind die Platzprobleme der auf sieben Standorte verteilten Universität für Angewandte Kunst. "Wir planen deshalb eine Konzentration am Kokoschka-Platz", sagt Rektor Gerald Bast. Die derzeitige Zersplitterung sei "ökonomisch ineffizient". Am Hauptstandort im 1. Bezirk wäre aber gar nicht genügend Platz für die 1600 Kunststudenten. Seit 2001 weiß Bast, "dass uns 10.000 Quadratmeter fehlen". Abgesehen davon sei das Haus "extrem sanierungsbedürftig. Die BIG rechnet mit 17 Millionen Euro Kosten - ohne Raumerweiterung".

Die Zukunft der "Angewandten" soll sich im Frühjahr 2007 weisen. "Momentan verhandeln wir im Zuge der dreijährigen Leistungsvereinbarung mit dem Ministerium", berichtet Bast.

Musik-Uni viel zu klein

Auch die Raumverteilung der 2004 ausgegliederten Universität für Musik und darstellende Kunst ist "nicht zufriedenstellend", wie es Vizerektor Rudolf Hofstötter formuliert. Er koordiniert 1150 Universitätsmitarbeiter und 3400 Studenten, die auf ein Dutzend Dependancen verteilt sind. Die größte Sanierungsaktion der Musik-Uni läuft ab Juni in der Seilerstätte. Das dortige Institut übersiedelt währenddessen ins Hauptgebäude am Anton-von-Webern-Platz. Überhaupt sollen dort möglichst viele Musikeinrichtungen konzentriert werden - laut Hofstötter "ein Projekt für die nächsten 20 Jahre" und aus Platzmangel noch Zukunftsmusik: Ein Neubau soll Abhilfe schaffen. Wenn es sich mit dem Geld ausgeht.

BIG - Herr über 700 Uni-Standorte

Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) ist seit 2001 Eigentümer von rund 700 Liegenschaften (insgesamt 1,5 Millionen Quadratmeter) der 21 österreichischen Universitäten. Wien beherbergt rund die Hälfte dieser Objekte.

Der Gesamtkaufpreis für die Liegenschaften aller Unis betrug vor rund fünf Jahren 800 Millionen Euro. 775 Millionen Euro hat die BIG seither zusätzlich investiert. Unter anderem gilt es ein 500 Millionen Euro schweres Sanierungspaket mit 25 Großprojekten umzusetzen, das die Bundesregierung 2005 beschlossen hat.

Eine weitere Aufgabe der BIG als Liegenschaftseigentümer ist es, die für den laufenden universitären Betrieb notwendigen Räumlichkeiten - inklusive Infrastruktur - "nach marktorientierten Grundsätzen bereitzustellen", heißt es im BIG-Portfolio. In die Instandhaltung und in den Ausbau investiere man deutlich mehr Geld als private Investoren in vergleichbaren Objekten, behauptet die Bundesimmobiliengesellschaft.

Außerdem sei die Kreditwürdigkeit der BIG als Großeigentümer weitaus höher - und damit auch etwaige Bankzinsen niedriger - als bei der Veterinär-Universität (VUW) alleine, falls diese ihren Standort vom Bund loskaufe.