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Die Universität als Unternehmen? - Das große Missverständnis

Von Stefan Melichar

Analysen

Im größten Teil der jüngsten Skandalberichte über das Wiener AKH spielt eigentlich die Medizinische Universität Wien (MUW) die Hauptrolle. Kein Wunder: Dort fällt nämlich die Entscheidung, wer Klinikchef oder Abteilungsleiter wird - und damit, wer wie viel Macht ausüben darf.


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Dass die vielzitierten "Götter in Weiß" durchaus auch ihre Ellbogen einsetzen, ist nicht neu. Die Auseinandersetzungen an der MUW haben jedoch eine ungeahnte Intensität erreicht. Grund dafür dürfte die Universitätsreform 2002 sein, die innerhalb weniger Jahre althergebrachte Strukturen auf den Kopf gestellt hat.

Immer, wenn große Veränderungen stattfinden, gibt es Gewinner und Verlierer. Auch an der MUW dürften einige zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen sein und - glaubt man den kritischen Stimmen - die richtigen Freunde gehabt haben.

Nun stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Die Stadt Wien - Spitalserhalter des AKH - verweist darauf, dass ärztliche Belange dort Bundessache seien. Das Wissenschaftsministerium erklärt, dass es autonomen Universitäten nicht dreinreden kann. Und von der MUW selbst gehen auch keinerlei Zeichen aus, dass man die Kritiker wieder ins Boot holen möchte. So wurde etwa Wolfgang Schütz Mitte 2007 per Einservorschlag durch die Rektorswahl gewinkt. Und auch, dass die Firma des Investmentbankers Johannes Strohmayer Partner eines Unternehmens führender MUW-Professoren ist, hat dessen Wiederwahl in das oberste Aufsichtsgremium der Universität, den Universitätsrat, vergangene Woche nicht behindert.

Anstatt sich die Sorgen seiner Mitarbeiter anzuhören, will Schütz verhindern, dass diese nach außen dringen. Ein entsprechender Maulkorberlass offenbart einmal mehr, dass der Rektor die MUW als großes Wirtschaftsunternehmen versteht und dort ja auch der Chef die Entscheidungsgewalt hat. Im Unterschied zur MUW bedarf aber das Management eines Wirtschaftsunternehmens nicht der demokratischen Legitimation durch die Mitarbeiter. Firmen lassen sich in Veränderungsprozessen beraten. Gute Manager blenden Probleme nicht aus.

Niemand wird Schütz daran hindern, die MUW wirtschaftlich - im Sinne von kosteneffizient - zu führen. Einzelne Evaluierungen mögen zeigen, dass sich gute Entwicklungsmöglichkeiten für die MUW bieten. Damit diese längerfristig genutzt werden können, muss aber ein Klima der Leistungsbereitschaft sichergestellt sein. Denn das ist es, was erfolgreiche Unternehmen wirklich ausmacht.