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Ahmadinejads Provokationen haben viele Vorgänger. | New York/Wien. Die Reaktionen kamen ebenso programmiert wie der Eklat: "Abstoßend" und "wahnwitzig" nannten die USA die Rede von Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad, EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton nannte seine Aussagen "skandalös und inakzeptabel".
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Schon während der Rede vor der UNO-Vollversammlung hatten viele westliche Delegierte, darunter die der EU, den Saal verlassen. Für die Erregung sorgte die Redepassage über den Terror des 11. September 2001, wonach "einige Elemente in der US-Regierung den Angriff orchestriert haben, um die schrumpfende amerikanische Wirtschaft und ihren Griff auf den Nahen Osten ebenso zu retten wie das zionistische Regime".
Österreichs Vertreter hatten es schon vorher gewusst. Man habe mit Reden Ahmadinejads "schlechte Erfahrungen gemacht", erklärte Außenminister Michael Spindelegger, deshalb habe man den Saal erst gar nicht betreten. Tatsächlich war der iranische Präsident schon in den vergangenen Jahren durch antisemitische und antiwestliche Aussagen aufgefallen.
Damit folgt Ahmadinejad allerdings einer Tradition: Immer wieder versuchen vor allem kleine Länder, die sonst in der Weltpolitik wenig zu sagen zu haben, die alljährliche UNO-Generaldebatte als Tribüne zu nutzen.
Von Castro bis Gaddafi
Dies nutzte etwa Kubas revolutionärer Führer Fidel Castro 1960 zur Beschimpfung von US-Präsident John F. Kennedy als "Millionär, ungebildet und ignorant". Gegen die USA richtete sich auch Nicaraguas Daniel Ortega 1987: "Bevor Sie die Hitzköpfe konsultieren, die verschiedene Optionen wie eine militärische Invasion präsentieren: Erinnern Sie sich, Präsident Reagan, dass Rambo nur im Kino existiert." Venezuelas Präsident Hugo Chavez formulierte 2006 über George W. Bush: "Der Teufel kam hier gestern herein, und es stinkt noch immer nach Schwefel."
Der libysche Führer Muammar Gaddafi fasste vergangenes Jahr bei seinem ersten Auftritt in 40 Jahren in New York die zu attackierende Zielgruppe weiter: "Es sollte nicht Sicherheitsrat heißen, sondern Terror-Rat." Auch Attacken gegen Israel sind nichts Neues. Der Palästinenser Yassir Arafat, der 1974 als erster Vertreter einer Freiheitsbewegung eingeladen worden war, schimpfte damals: "Eine alte Weltordnung bricht gerade vor unseren Augen zusammen, wo Imperialismus, Kolonialismus, Neokolonialismus und Rassismus, deren Hauptform der Zionismus ist, unvermeidlich verschwinden."
Sudan weiterhin Thema
2006 versuchte der sudanesische Präsident Omar al-Bashir die Darstellung der Lage in seiner Darfur-Provinz als Verschwörung internationaler Hilfsorganisationen darzustellen. Vier Jahre später kam das Thema wieder auf die Tagesordnung eines eigenen Treffens in New York. Spindelegger, neben UNO-Chef Ban Ki-moon und US-Präsident Barack Obama mit dabei, machte auf die "hochriskante Phase" in dem Land aufmerksam: "In vier Monaten findet eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit des Südsudans statt. Nach wie vor leben Millionen Menschen in Flüchtlingslagern und nach wie vor leiden Zivilisten unter Gewalttaten." Der internationalen Gemeinschaft bereitet vor allem Sorge, dass das Referendum von Unterdrückung der Meinungsfreiheit begleitet wird.