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Die UNO zum wahren Friedensstifter machen

Von Ibrahim A. Gambari

Politik

Eine der am wenigsten kontroversen Maßnahmen, die beim UN-Weltgipfel im September beschlossen wurden, ist auch eine der vielversprechendsten. Die Staats- und Regierungschefs bestätigten die Pläne, die Rolle der UNO als ehrliche Vermittlerin von Friedensabkommen zu stärken.


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Die Forderung nach einer stärkeren Rolle der Vereinten Nationen bei Vermittlungen ist zugleich eine Anerkennung der entscheidenden Rolle, die dritte Parteien bei Friedensabkommen weltweit gespielt haben. Dritte Parteien können besonders hilfreich sein, wenn jahrelanges, und manchmal sogar jahrzehntelanges Töten tiefen gegenseitigen Hass entstehen ließ. Dieser ist oft nicht zu überbrücken, wenn nicht Außenstehende den zerstrittenen Parteien helfen, ins Gespräch zu kommen und Vertrauen aufzubauen. Das Streben nach Frieden geschieht oft nur zögerlich. Die Erfahrung zeigt, dass man manchmal einen dritten Partner braucht.

Ständig sind Dutzende Sondergesandte für den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, weltweit im Einsatz und leisten in seinem Namen "gute Dienste". Obwohl sie zur Zeit beispielsweise im Irak, im Nahen Osten und in den konfliktbeladenen Regionen Afrikas aktiv sind, ist ihre Rolle nicht darauf beschränkt, Kriege zu verhindern. "Gute Dienste" werden auch zu anderen Friedenszwecken genutzt - beispielsweise zur Befreiung von Geiseln, Beilegung von Grenzstreitigkeiten oder bei Wahl- und kommunalen Kontroversen, bevor sie in Gewalt umschlagen.
Starker Ruf nach Vermittlern

Vermittlungstätigkeiten durch eine dritte Partei nehmen zu. Die Vereinten Nationen besitzen hier kein Monopol, jedoch können sie unvergleichliche Legitimität einbringen, da sie die internationale Gemeinschaft im weitesten Sinne vertreten.

Vermittler der Vereinten Nationen haben beim Abschluss der wegweisenden Friedensabkommen in Kambodscha, El Salvador und Guatemala in den neunziger Jahren geholfen. So konnten einige der furchtbarsten Konflikte unserer Zeit beendet werden. In jüngster Zeit war es ein hoher UNO-Gesandter, Lakhdar Brahimi, der über tiefe ethnische und politische Klüfte hinweg vermittelte und bei der Afghanistan-Konferenz in Bonn bei der Bildung der afghanischen Übergangsregierung und der Entwicklung ihrer politischen Leitlinien nach dem Sturz der Taliban mitwirkte.

In einigen Fällen war der UNO-Generalsekretär persönlich einbezogen - als beispielsweise die diplomatischen "guten Dienste" Kofi Annans mithalfen, Kämpfe zwischen Nigeria und Kamerun um eine ölreiche Halbinsel zu verhindern, die von beiden Seiten beansprucht wurde.

Obgleich die Vereinten Nationen einige bemerkenswerte Beiträge außergewöhnlicher Diplomaten vorweisen können, ist es nötig, die friedensstiftenden Fähigkeiten der UNO zu erweitern. Gesandte sollten mehr zur Verfügung haben, als ihren Mut, ihren Witz und ihre persönliche Erfahrung. Die UNO müsste eine interne Datenbank über Friedensstiftung und ein besseres System zur Auswahl und Schulung von Vermittlern entwickeln, damit diese den Herausforderungen vor Ort gerecht werden können.

Nach Ende des Weltgipfels können die Arbeiten beginnen, die allgemeinen Bekräftigungen zur Stärkung der Kapazitäten der Vereinten Nationen zur Friedensstiftung in gezielte Aktionen umzusetzen. Vorschläge dazu müssen entwickelt und sowohl innerhalb des UNO-Sekretariats als auch mit den Mitgliedsstaaten diskutiert werden.

Wir wissen nicht, wann sich der nächste Auftrag zur Friedensstiftung durch die Vereinten Nationen ergibt. Es ist eine ganze Reihe langjähriger Bürgerkriege bekannt, zu denen Vermittler einer dritten Partei schließlich gerufen werden dürften - sei dies die UNO alleine oder in Partnerschaft mit anderen. Wir müssen daher bereit sein, diesem Ruf zu folgen.