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Die Unterschiede bei der Jugendarbeitslosigkeit

Von Jochen Möbert

Gastkommentare
Jochen Möbert ist Volkswirt bei Deutsche Bank Research und beschäftigt sich mit den Themen Makroökonomie und Finanzmärkte, Immobilien sowie Kryptowährungen und Blockchain.
© Martin Joppen Photografie GmbH

Ökonomen sind sich einig: Insbesondere bei unter 25-Jährigen wirken sich lange Unterbrechungen der Erwerbsbiografien langfristig negativ auf Einkommen und Jobchancen aus.


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Die Arbeitslosenquoten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen standen bereits während der Finanz- und Eurokrise im Fokus. Unter Ökonomen herrscht große Einigkeit darüber, dass sich insbesondere bei unter 25-Jährigen lange Unterbrechungen der Erwerbsbiografien langfristig negativ auf Einkommen und Jobchancen auswirken. Nun hat die Corona-Krise in vielen Ländern zu massiven Verwerfungen an den Arbeitsmärkten geführt. Allerdings entwickelte sich die offizielle Jugendarbeitslosigkeit international sehr unterschiedlich. In einigen Ländern ist die Arbeitslosenquote sogar kräftig gefallen.

Basierend auf den Eurostat-Daten war der kräftigste Anstieg der Arbeitslosenquote in den USA zu verzeichnen. Dort lag die Arbeitslosenquote der unter 25-Jährigen im Jänner 2020 bei rund 8 Prozent und hat sich nun auf mehr als 25 Prozent erhöht, gleichzeitig ist in den USA die Arbeitslosenquote insgesamt von 3,5 Prozent auf mehr als 14 Prozent angestiegen. Im Gegensatz dazu ist die Jugendarbeitslosenquote in Italien über die Krisenmonate sogar gefallen, und zwar von rund 28 auf 23,5 Prozent.

Aufgrund der schon zuvor schwierigen Arbeitsmarktlage haben in der Corona-Krise viele Jugendliche und junge Erwachsene die Jobsuche eingestellt. Entsprechend ist die Zahl der Nichterwerbspersonen kräftig gestiegen, die Arbeitslosenquote dagegen rückläufig. Dies gilt übrigens auch für die italienische Arbeitslosenquote insgesamt, die von über 9 Prozent im Jänner auf unter 7 Prozent im April gefallen ist.

In den meisten Ländern sind die Jugendarbeitslosenquoten dank sehr expansiver Fiskal- und Geldpolitik und insbesondere des Einsatzes von Kurzarbeitergeld relativ stabil geblieben. Auch in diesen Ländern könnte wie in Italien die Zahl der Jobsuchenden gefallen sein. Zu vermuten ist allerdings - diese Daten liegen beispielsweise für Deutschland noch nicht vor -, dass dieser Effekt in den meisten Ländern relativ unbedeutend sein dürfte. Dies nährt die Hoffnung, dass viele junge Menschen ihre Arbeitsplätze behalten konnten, damit auch langfristig eine gute Einkommensperspektive haben und somit zum Schuldenabbau beitragen können.

Auch in Österreich ist die Arbeitslosenquote der unter 25-Jährigen nur etwas um rund 2 Prozentpunkte auf 11,8 Prozent angestiegen. Als noch robuster hat sich der Arbeitsmarkt für Jugendliche in Deutschland erwiesen. Dort lag im Jänner die Jugendarbeitslosenquote bei rund 5,5 Prozent und ist seither sogar leicht auf aktuell 5,4 Prozent gefallen. Dies war und ist der Spitzenwert unter allen Ländern in der Eurostat-Datenbank.

Da die konjunkturelle Normalisierung wohl noch einige Monate dauern wird, könnten einige Staaten den Unternehmen noch einmal unter die Arme greifen. Von der Europäischen Union und ihrem Wiederaufbaufonds sind hier womöglich Impulse zu erwarten.