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Die Unvermeidliche und der Andere

Von Klaus Stimeder

Politik

Bei den Demokraten setzt sich Hillary Clinton durch, bei den Republikanern ist Trump stärker als je zuvor.


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<p>Washington D.C. Ein Schelm, wer ernsthaft mit einer Überraschung gerechnet hätte: Beim dritten "Super Tuesday" des amerikanischen Vorwahlkalenders errangen die Favoriten im Kampf um die Nominierung ihrer Parteien zum Präsidentschaftskandidaten einmal mehr klare Siege.<p>Auf Seiten der Demokraten wies Hillary Clinton nach dem Erfolg in New York vergangene Woche ihren einzig verbliebenen Konkurrenten einmal mehr zurecht. Die ehemalige First Lady und Ex-Außenministerin siegte gestern in den Bundesstaaten Pennsylvania, Maryland, Connecticut und Delaware. Einzig in Rhode Island musste sie Bernie Sanders den Vortritt lassen; was aber
angesichts von Clintons bisher insgesamt angehäuften Delegiertenstimmen (1.640, plus 519 sogenannte "Super-Delegierte") praktisch nicht mehr ins Gewicht fällt.<p>Bei den Demokraten ist die Sache nunmehr de facto erledigt und die einzig interessante Frage bleibt, wie sich Sanders (1.331 Delegiertenstimmen, 39 Super-Delegierte) künftig verhalten wird: Bleibt er bis zur letzten wichtigen Vorwahl Anfang Juni in Kalifornien auf Konfrontationskurs oder scheidet er vorzeitig aus dem Rennen?<p>Bei den Republikanern deutet viel darauf hin, dass sie sich langsam mit der Unvermeidlichkeit des Kandidaten Donald Trump abfinden. Die Art, wie der New Yorker Immobilien-Magnat am Dienstag seine zwei letzten Widersacher aus dem Feld schlug, ist mit dem Wort Demütigung nur unzureichend beschrieben. Nicht genug damit, dass Trump in allen fünf Bundesstaaten auf Platz eins landete. In manchen machte der Abstand zum Zweitplatzierten – an diesem Tag war das mit Ausnahme von Pennsylvania nicht wie gewohnt der texanische Senator Ted Cruz, sondern John Kasich, der Gouverneur von Ohio –, zwischen 30 und 40 Prozentpunkte aus. In Worten: Zwischen dreißig und vierzig.<p> Nicht, dass sich das republikanische Parteiestablishment und seine Sponsoren in den vergangenen Wochen nicht ernsthaft bemüht hätte, der Trump-Maschine ordentlich Sand ins Getriebe zu streuen. Die Abwehrmaßnahmen waren gar so weit gegangen, dass Cruz und Kasich, die bekanntlich weder persönlich noch politisch die besten Freunde sind, am Sonntag einen Pakt bekannt gaben, der de facto einem Waffenstillstand bis zum sommerlichen Parteitag in Cleveland gleichkommt: Beide ziehen sich ab sofort wahlkampftechnisch aus all jenen Bundesstaaten zurück, in denen der jeweils andere laut den Umfragen keine Chance hat, Trump zu schlagen.<p>Extrem ungewöhnliche Absprache

<p>Das Ziel dieser extrem ungewöhnlichen Absprache ist es, Trumps Zahl an Delegiertenstimmen leichter unter der magischen Marke von 1.237 halten zu können, die ihm die Nominierung garantieren würde. Geht der Plan auf, käme es in Cleveland zu einer Kampfabstimmung mit offenem Ausgang.
Gestern hat der 69-Jährige Billionär zwar keinen Riesensprung gemacht, um nämlichen zu durchkreuzen, aber einen ordentlichen. Trump hält jetzt bei 949 Delegiertenstimmen, Cruz bei 544. Weil Kasich mit nunmehr 153 sogar noch hinter dem längst ausgeschiedenen Marco Rubio liegt, drängte ihn Trump noch am Dienstagabend im Rahmen seiner Siegesrede, sich doch bitteschön endlich aus dem Rennen zu verabschieden. Ob sich der 63-jährige Berufspolitiker, der schon unter Ronald Reagan diente, dem beugen wird, gilt trotz seiner offensichtlichen Chancenlosigkeit als kaum wahrscheinlich.<p>Entscheidung in Indiana<p>Den Lackmustest erfährt seine und Cruz' neue Strategie bereits kommende Woche. Am Dienstag wählt Indiana und wenn es Cruz, der das Feld nun frei hat, dort nicht gelingt, Trump in signifikantem Maße in die Schranken zu weisen, könnte sich der laut den diversen wahlarithmetischen Szenarien am besten Weg befinden, am 7. Juni den Sack zuzumachen.<p>In jedem Fall steht neben dem Zeitpunkt auch schon jetzt der eine Ort fest, auf den sich alles konzentrieren wird: Kalifornien. Der mit Abstand größte Bundesstaat der USA, normalerweise dank seiner Platzierung ganz hinten im republikanischen Vorwahlkalender nur mehr als Fingerübung für den "richtigen" Wahlkampf im Herbst angesehen, wird zum Schauplatz des großen Showdowns werden. Die Vorstellung, dass Trump noch vermeidbar sei, wird indes bis dahin mit jedem Tag mehr an Glaubwürdigkeit verlieren.<p style="margin-bottom: 0cm; line-height: 100%">