Ein Zahlungsausfall der USA hätte weltweite Folgen.
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Kurzfristig stellen weder die US-Regionalbanken noch der US-Arbeitsmarkt die größte Herausforderung dar. Vielmehr ist es die US-Schuldengrenze, die nicht nur der US-Wirtschaft, sondern auch der Weltwirtschaft großen Schaden zufügen könnte.
Um eine umsichtige Verwaltung der US-Finanzpolitik zu gewährleisten, gibt es eine Obergrenze für den Umfang der US-Staatsverschuldung. Diese Obergrenze wurde vom Kongress immer wieder angehoben, aber die derzeitige Polarisierung des politischen Systems erhöht das Risiko, dass der Kongress bis 1. Juni keine Einigung über eine neue Schuldenobergrenze erzielt. Finanzministerin Janet Yellen rechnet damit, dass ihr dann das Geld ausgeht, um sowohl Schulden zu tilgen als auch etwa staatliche Gehälter zu zahlen. Sie wird zwischen zwei Übeln wählen müssen: Soll sie die Zahlung von Gehältern und Sozialleistungen einstellen und andere Ausgaben wie die Regierung bezahlen, oder soll sie die Tilgung und Zinszahlungen für die US-Staatsschulden einstellen?
Ein Ausfall der Gehaltszahlungen würde in den USA hohe politische Kosten verursachen, aber ein Zahlungsausfall gegenüber den Anlegern würde die Stabilität des globalen Finanzsystems gefährden. US-Staatsanleihen dienen fast überall auf der Welt als Sicherheiten bei Transaktionen, weshalb es keine praktikable Option ist, hier Unsicherheiten zu schaffen. Yellen wird daher wohl das erstere Übel wählen müssen, was zu einer noch nie dagewesenen Straffung der US-Finanzpolitik führen wird.
Findet der Kongress vor 1. Juni eine Lösung, wird eine Anhebung der Schuldenobergrenze kurzfristig zu Turbulenzen auf den Finanzmärkten führen. Dass die Schuldenobergrenze dazu geführt hat, dass das US-Finanzministerium seine Bargeldbestände bei der Fed verringert hat, haben die Märkte nicht eingepreist. Dies hatte eigentlich den gleichen Effekt wie eine quantitative Lockerung der Geldpolitik. Bei einer Erhöhung der Schuldenobergrenze muss das US-Finanzministerium seine Bargeldbestände wieder aufstocken, was zu einem erheblichen Liquiditätsabfluss im Finanzsystem führen wird. Das hat in der Vergangenheit zu Problemen auf den Finanzmärkten geführt, ist jedoch eindeutig besser als ein längerer Zeitraum, in dem die USA ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen können.
Historisch gesehen ist die Endphase der geldpolitischen Straffung sowohl für Aktien als auch für Anleihen eine gute Nachricht. Betrachtet man jedoch die bisherige Entwicklung der beiden Vermögenswerte, so entsprachen die Anleihen den Erwartungen, während die Aktien enttäuschten. Wie verhält sich nun der umsichtige Anleger angesichts der Aussicht auf eine Rezession und einen politischen Showdown über die Schuldenobergrenze? Als Ausgangspunkt sollte weiterhin eine konservative Anlagestrategie dienen, bis die Schuldenobergrenze der USA geklärt ist. Noch klüger ist es wahrscheinlich, sich konservativ zu verhalten, bis wir Klarheit darüber haben, ob die USA und die Weltwirtschaft auf eine Rezession zusteuern. Daher sollte ein vernünftiges Portfolio den Schwerpunkt auf jene Teile des Anleihemarktes legen, die sich in der Regel gut entwickeln, wenn sich das Wachstum verlangsamt, und nicht auf den Aktienmarkt.