In den USA sind Glaubensfragen längst hochpolitisiert. "Die Christen" versuchen das nun in Österreich. | Was braucht eine Partei zum Erfolg? "Organisation, Geld und Medienwahrnehmung", sind für Peter Filzmaier , Politologe an der Donau-Uni Krems, entscheidend. Daran gemessen sollte man die Neo-Partei "Die Christen", die sich am Donnerstag der Öffentlichkeit präsentiert hat, besser nicht vorschnell als kurzlebiges Phänomen abtun.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Österreichs jüngste Neugründung - im Innenministerium zählt man rund 840 hinterlegte Parteiensatzungen - hat sich dem Kampf gegen die Fristenregelung, die Abtreibung bis zum dritten Schwangerschaftsmonat straffrei stellt, verschrieben. Daran lässt Parteichef Alfons Adam , im Zivilberuf Rechtsanwalt in Neulengbach, auch keinen Zweifel. "Ja, klar - und wir sagen das auch." 2008, bei den niederösterreichischen Landtagswahlen, soll die Zugkraft dieser Botschaft erstmals getestet werden. Der Start eines "Kinder- und Familien-Volksbegehrens" dient als Test für die eigene Mobilisierungskraft. Kernforderungen sind die Einführung eines Müttergehaltes sowie ein Familiensplitting im Steuerrecht.
Während die etablierten Parteien in seltener Einmütigkeit betonen, an der Fristenregelung nicht zu rütteln, hat sich seit deren Einführung im Jahr 1975 ein Netzwerk mehr oder weniger radikaler Lebensschützer-Organisationen entwickelt. Es sind das pointierte Profil und die klar umrissene Zielgruppe, die für Filzmaier das größte Asset der neuen Partei ausmachen - und mit dem Kirchenplatz verfügt sie jeden Sonntag in jedem Dorf über den perfekten Werberaum für ihr Programm. Filzmaier traut der Bewegung durchaus zu, ein langfristiges Projekt auf die Beine zu stellen, auch wenn es mit dem Einzug in den St. Pöltener Landtag wohl nichts werden wird.
Grund zur Sorge hat vor allem die ÖVP. Das Verhältnis zur Partei von Landeshauptmann Erwin Pröll bezeichnet "Christen"-Obmann Adam unumwunden als "sauschlecht - die wollen uns nicht". Der ÖVP-nahe Cartellverband hat sich vorsorglich schon einmal distanziert. Bei der Landtagswahl muss Pröll seine absolute Mehrheit verteidigen, da kommt es auf jeden Prozentpunkt an.
Zwar muss Pröll nicht die Rückkehr Ewald Stadlers fürchten: Man kenne sich, so Adam, zwar gut, verstehe sich persönlich auch prächtig. Signale Stadlers, beim neuen Projekt mitzumachen, gebe es jedoch keine. Und das, obwohl der einstige FPÖ-Volksanwalt mit seinen erzkatholischen Ansichten perfekt zur neuen Partei passen würde.
Gut möglich jedoch, dass mit Vincenz Liechtenstein ein steirischer Schwarzer zu den "Christen" stößt, ist dieser doch nicht nur Trauzeuge Adams, sondern auch von der Haltung der Volkspartei zur Fristenlösung schwer enttäuscht. Adam: "Liechtenstein hat schwer Interesse, bei uns mitzumachen."
"Kein Verhältnis" will Adam dagegen zur katholischen Amtskirche haben, lediglich der für seine konservative Linie berühmt-berüchtigte Salzburger Weihbischof Andreas Laun zähle zu den Unterstützern. Wert legt Adam übrigens auf die Feststellung, dass es sich bei seiner Partei nicht um eine katholische Bewegung handle - der steirische Landesobmann sei immerhin evangelisch.