In seiner zweiten Amtszeit reicht die Regierung von US-Präsident Barack Obama wieder den traditionellen Verbündeten die Hand.
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Jeder Filmfan erinnert sich an das Ende von "Der Zauberer von Oz", als Dorothy sich nach Hause sehnt und ständig den Satz wiederholt: "Es gibt nichts Schöneres, als daheim zu sein." Ein wenig von dieser sentimentalen Heimkehrstimmung gab es nun bei der Münchner Sicherheitskonferenz. US-Vizepräsident Joe Biden ergoss sich in seiner Rede förmlich über die guten alten transatlantischen Beziehungen.
Noch vor einem Jahr sahen sich die Europäer mit einer existenziellen Wirtschaftskrise konfrontiert und waren besorgt über einen Schwenk der USA Richtung Asien. Die Gespräche in München drehten sich nun aber um Europas Erholung nach der Nahtoderfahrung. Und Biden versicherte, dass auch die Politik der USA zu ihrem traditionellen Mittelpunkt zurückgekehrt sei.
Biden, der seit den 1970er Jahren die Sicherheitskonferenz besucht, bezeichnet sich als "stolzen Atlantikisten". Seine Erleichterung war nicht zu überhören, als er sagte: "Es ist großartig, zurück zu sein unter Freunden." Der US-Vizepräsident hat ein Talent, den Leuten zu sagen, was sie hören wollen.
Das war jedoch nicht nur die Rede eines Politikers auf Schmeichelkurs. Eine US-Regierung, die mit einer so großen Bandbreite außenpolitischer Ambitionen begonnen hat, scheint nun bei Verbündeten und strategischen Grundsätzen zu ihrem traditionellen Konzept heimgekehrt zu sein. US-Präsident Barack Obama wählte als Außenminister John Kerry und als Verteidigungsminister Chuck Hagel - beide sind wie Biden "Atlantikisten" der alten Schule.
Die jetzige US-Regierung sucht keine neuen Feinde und nicht einmal neue Freunde. Sie schätzt die alten Verbündeten, besonders jetzt, da sie nicht mehr ganz so schwach wirken. Die Erleichterung darüber, dass die Krise der Eurozone weitgehend vorbei ist, war deutlich spürbar. Zuversicht und Liquidität kehren auf die europäischen Märkte zurück, wie der Deutsche-Bank-Vorsitzender Anshu Jain erklärte.
Was jedoch fast jede Diskussion dominierte, war die Aufwärtsentwicklung der US-Wirtschaft - nicht nur als Erholung von 2008, sondern Richtung Produktionsaufschwung und neuer Energie-Unabhängigkeit, basierend auf billigem Öl und Gas. Laut Jain dürfte die US-Wirtschaft durch diese Preisvorteile "für die nächsten 20 Jahre sehr stark sein".
Das ist die Ironie, während sich die außenpolitischen Räder am Beginn des Jahres zu drehen beginnen.
Die USA sind wieder groß da und reichen ihren traditionellen Verbündeten die Hand. Sie mögen sich im Irak und in Afghanistan schwer getan haben, sie sehen sich mit dem aufstrebenden China konfrontiert, aber irgendwie haben sie es geschafft, bergauf zu fallen.
Das ist eine der Wohltaten der Macht der USA: Man kann gewaltige wirtschaftliche Fehler begehen, sich auf kostspielige und größtenteils aussichtslose Kriege einlassen, den engsten europäischen Verbündeten zusehen, wie sie mit dem Absturz spielen - und noch immer wie eine unentbehrliche Macht wirken, an der niemand vorbei kann. Wie Dorothy sagte: Es gibt nichts Schöneres, als daheim zu sein.
Übersetzung: Redaktion
Originalfassung "America is back - and looking forward"