Zum Hauptinhalt springen

Die USA verlieren mit Hilfsreduktion auch an Einfluss in Pakistan

Von Alexander U. Mathé

Analysen

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Verärgerung der USA gegenüber Pakistan ist durchaus verständlich. Mehr als 100 amerikanische Militär-Ausbilder hat Islamabad in den letzten Wochen ausgewiesen und sogar damit gedroht, eine CIA-Basis sperren zu lassen. Das alles offenbar, weil amerikanische Soldaten ohne vorheriges Aviso am 2. Mai Osama bin Laden, den Chef des Terrornetzes Al-Kaida, auf pakistanischem Boden, unweit eines Militärlagers, getötet haben.

Verletzung der Staatssouveränität hin oder her: Die Tatsache, dass der meistgesuchte Terrorist der Welt von einem sogenannten militärischen Verbündeten gefasst wurde, wäre eine gute Gelegenheit gewesen, über die Militärintervention hinwegzusehen. Islamabad hätte sogar versuchen können, sie als gemeinsame Aktion zu verkaufen, oder - im Sinne der Staatsräson - konsequenzlosen Protest einlegen können. Stattdessen wettert Islamabad gegen die USA, weist die militärischen Ausbildner aus.

Diese Reaktion erhärtet lediglich die Vermutung, die ohnedies bereits seit langem hinter vorgehaltener Hand geäußert wird: Nämlich dass der pakistanische Geheimdienst all die Jahre seine schützende Hand über Bin Laden gehalten hat. Sie dürfte aber auch erfolgt sein, damit die Regierung mit einem harten Kurs gegenüber den USA den kritischen, antiamerikanischen Kräften den Wind aus den Segeln nimmt. Dennoch: Wer will es den USA verdenken, dass sie nicht Geld hergeben wollen, das vielleicht bei ihren Feinden landet?

Fraglich ist indes, ob sich die USA diese Haltung überhaupt leisten können. Denn mit den Zahlungen geht auch ein beträchtlicher Einfluss auf die islamische Atommacht einher. Den verlieren sie während im Gegenzug jene Kräfte Aufwind erhalten, die dem Bündnis mit Washington skeptisch gegenüberstehen. Es fällt schwer zu glauben, dass ein reuiges Pakistan alles rückgängig machen wird, sich entschuldigt und hofft, dass der Geldhahn wieder aufgedreht wird. Das pakistanische Militär hat erklärt, nicht auf die US-Zahlungen angewiesen zu sein.

Schließlich gibt es auch andere, die ein Interesse daran haben, mit der Atommacht zu kooperieren. Von China etwa bezieht Pakistan schon jetzt Raketen, Kampfflieger und anderes militärisches Material. Und letzte Woche sind zwei ehemalige pakistanische Generäle beschuldigt worden, in den Verkauf von Nukleartechnologie an Nordkorea involviert zu sein.