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Die Verfechter der Menschenrechte

Von Navi Pillay

Gastkommentare

Am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, feiern wir diejenigen, die tapfer für Menschenrechte kämpfen - einige berühmt, viele unbekannt - und die gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Ungleichheit ihre Stimme erheben. Sie hauchen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte Leben ein. Diese bildet die Grundlage für eine Welt, frei von Angst, Not und Intoleranz, in der die Mächtigen rechenschaftspflichtig und die Gefährdeten geschützt sind.


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Respekt für die Rechte aller Menschen kann erreicht werden, wenn wir uns mit denen, die für sie kämpfen, solidarisch zeigen und den Kampf gegen die Diskriminierung als unseren sehen. Wir müssen dies tun, weil Diskriminierung schwer loszuwerden ist.

Diskriminierung im Gesetz und in der Realität macht Frauen - also die halbe Weltbevölkerung - zu Menschen zweiter Klasse und zum Ziel von Gewalt. Zu lange wurden indigene Völker im eigenen Land als ungewollte Gäste betrachtet. Rassismus ist allgegenwärtig, Minderheiten und Einzelpersonen sind Angriffen ausgesetzt. Wir sollten uns der Menschen mit Behinderungen annehmen, die wir, wenn sie uns begegnen, oft mit morbider Neugier betrachteten, die aber nur allzu oft unsichtbar werden, wenn sie ihre Rechte einfordern. Und wir sollten die miese Behandlung irregulärer Wanderarbeiter anprangern, die in den fremden Ländern, die ihre Arbeitskraft benötigen, Ausgestoßene sind. Menschen auf der ganzen Welt werden wegen ihrer sexuellen Orientierung verachtet, angegriffen und ihre Menschenrechte verletzt. Ältere Menschen werden zunehmend von Familien und Gemeinschaften eher als entbehrlich und als Last denn als Quelle der Erfahrung und Weisheit gesehen.

Die Verteidiger der Menschenrechte bestehen darauf, die Bedingungen mit der richtigen Mischung an Maßnahmen und Interventionen zu ändern, um auf Gesetzesebene und auch in der Praxis die Opfer zu stärken. Viele Länder mit langer Geschichte an Diskriminierung und Ausgrenzung haben ihre Statuten geändert oder werden sie ändern. Mein eigenes, Südafrika, hat das gerade getan.

Diesen Fortschritt sind wir den Kämpfern für die Menschrechte schuldig, die sich abmühen, tief sitzende Prozesse der Diskriminierung, Ungerechtigkeit und Verzweiflung zu durchbrechen. Aufgrund ihres unerbittlichen Einsatzes, Mutes, Intellekts und ihrer Opfer wissen wir, dass es möglich ist, ein Umfeld und Bedingungen für ein Leben in Würde für alle zu schaffen. Oft haben sie um den Preis eines großen persönlichen Risikos unsere Sichtweise für immer verändert.

Selbstverständlich halten die Menschenrechte und ihre Fürsprecher auch weiterhin den Herausforderungen der Geschichte stand und gewinnen jeden Tag Unterstützer, während Diktatoren gestürzt werden und Ideologien verschwinden. Aber wir müssen wachsam bleiben gegenüber Übergriffen auf die Rechte und Freiheiten von Menschenrechtsverteidigern.

Unsere Botschaft sollte laut und deutlich sein: Kein Mensch ist zweitklassig und niemand sollte für diese Aussage bedroht werden.

Navi Pillay ist Hohe Kommissarin der UNO für Menschenrechte.