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Irgendwie wird Sturm Graz seine Schatten der Vergangenheit nicht los. Ausgerechnet an dem Tag, an dem der Meister in Christopher Houben seinen neuen wirtschaftlichen Geschäftsführer vorstellte, wurde bestätigt, dass am Freitag, nach einem knappen Jahr Gerichtsanhängigkeit und jetzt aber echt, ein Urteil im Prozess um den Konkurs im Jahr 2006 gesprochen wird. Als Hauptbeschuldigter sitzt der Ex-Präsident Hannes Kartnig, unter dessen Führung einige Jahre davor auch der Eishockey-Klub EC Graz pleitegegangen ist, auf der Anklagebank. Doch dass Kartnig nicht der einzige Misswirtschafter war, beweisen die Konkurse des Lokalrivalen GAK und des FC Tirol, die etwa in dieselbe Zeit fallen.
Es muss eine Zeit gewesen sein, in der in Fußballkreisen der Erfolg jedes Mittel heiligte, in der Größenwahn regierte und dieser dazu verleitete, dass man bald selbst größer, reicher, schöner als der Verein sein wollte. Niemand personifiziert das so wie Sonnenkönig Hannes, dem Pomp und Gloria ebenso wenig fern waren wie das hauseigene Haifischbecken und der Rolls Royce. Und er sprach im Rahmen des Prozesses aus, was wohl viele dachten: "Ich habe geglaubt, wenn wir erwischt werden, setzen wir uns hin und reden darüber", meinte er. Dabei fühlte er sich als der Unverstandene, der alles für den Verein tat. "So einen Trottel wie mich wird es nicht mehr geben", sagte er auch. Der heimische Fußball, in den in den vergangenen Jahren so etwas wie Vernunft eingekehrt ist, wird nicht traurig darüber sein. Die Vergangenheit sollte aber weiterhin als Mahnung dienen.