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Der Konflikt um die Lonmin-Mine in Marikana, Südafrika ist vielschichtig.
Zuallererst geht es um einen Arbeitskonflikt: Die Minenarbeiter, die derzeit zwischen 4000 und 5000 Rand (zwischen 390 und 487 Euro) im Monat verdienen, verlangen eine Gehaltserhöhung auf 12.500 Rand (1218 Euro). Viele der Bergarbeiter leiden unter Silikose, also Staublunge. Bei den Bohrungen unter Tage atmen die Kumpel die winzigen messerscharfen Gesteinsteilchen ein, die das Lungengewebe mit mikroskopisch kleinen Schnitten verletzen. Die den Kumpeln von den Minengesellschaften angebotene Kompensation für die Gesundheitsschäden ist in vielen Fällen völlig unzureichend. Dass die Aids-Rate unter den Bergleuten, die über Monate von ihren Frauen und Familien getrennt sind, besonders hoch ist, ist eine weitere traurige Tatsache.
Doch das ist nicht alles: Edelmetallproduktion ist ein schmutziges Geschäft, Gold und Silber werden mit Cyanid aufgelöst oder mit Salzssäure oder Chlorgas abgeschieden, bis nur noch das Platin verbleibt. Die Minenoperatioen verbrauchen zudem extrem viel Wasser und Energie. Die Gemeinden rund um die Minen klagen daher über Wasser- und Strommangel sowie über Grundwasserverseuchung.
Südafrikas Erin Brockovich, Mariette Liefferink, kämpft seit Jahren gegen die Wasserverseuchung in ihrem Land. Rund um die Acht-Millionen-Einwohner-Bergbau-Metropole Johannesburg gelangen täglich etwa 100 Millionen Liter verseuchtes Wasser an die Oberfläche. Der Grund dafür sind die abertausenden vollgelaufenen Gänge und Schächte von stillgelegten Platin-, Gold-, Silber-, Uran- und Kohleminen. Das Grubenwasser braut sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem chemischer Giftcocktail zusammen. In den Grubenwässern, die Liefferink, eine eindrucksvolle, flamboyante Blondine, untersuchen ließ, fanden sich Arsen, Kadmium, Kobalt, Kupfer, Uran und Zinkverbindungen. Alles giftige und krebserregende Stoffe.
Der gigantische Landverbrauch von Minen bietet ebenfalls enormes Konflikt-Potential.
Die Minengesellschaften müssen sich die Frage gefallen lassen, ob bei der Verteilung der erzielten Wertschöpfung bei der Förderung von Platin, Gold oder Silber Gerechtigkeit herrscht. Denn die Profite, die in den vergangenen Jahren an den Märkten mit Edelmetallen erzielt wurden, sind durchaus ansehnlich. Die sozialen Folgen beziehungsweise die Umweltschäden - Ökonomen sprechen in solchen Fällen von "externen Kosten" - sind in den derzeitigen Edelmetallpreisen nicht oder nur unzureichend enthalten.
Fazit: Die Preise werden à la longue steigen.