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Die vermeidbare Krankheit

Von Alexandra Grass

Wissen

Lungenkrebs-Kongress: bessere Therapien, doch Prävention immer noch ein Eckpfeiler.


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Wien. "Der Lungenkrebs ist die größte Tragödie des Jahrhunderts, aber vermeidbar", betonte Robert Pirker, Präsident des ab Sonntag in Wien stattfindenden Lungenkrebs-Weltkongresses und Spezialist an der Wiener Uniklinik, im Vorfeld der Großveranstaltung. Wie dies funktionieren kann, hat ein kleines südamerikanisches Land aufgezeigt - Uruguay. Seit der dortigen restriktiven Tabakkontrolle, umgesetzt durch Tabare Vazquez, Staatspräsident und Onkologe, seien die Fälle von Lungenkrebs, aber auch Herzinfarkt deutlich zurückgegangen.

Zuletzt hat das Land ein vom Tabakkonzern Philip Morris angestrengtes Schiedsgerichtsverfahren in der Schweiz gegen die Tabakrestriktionen gewonnen. Vazquez wird beim Kongress über seine Programme und die daraus resultierenden Erfolge sprechen.

85 Prozent aller Lungenkrebserkrankungen in Zentraleuropa betreffen immerhin Raucher. Jährlich werden weltweit 1,8 Millionen neue Fälle diagnostiziert, 1,6 Millionen Patienten sterben daran. Das sind nahezu 20 Prozent aller durch Krebs verursachten Todesfälle.

Screening im Kommen

In der Behandlung von Lungenkrebs ist es zwar mit zielgerichteten Therapien und der Immuntherapie zu bedeutenden Fortschritten gekommen. Dennoch sehen die Experten die Prävention nach wie vor als besonders wichtigen Eckpfeiler. Eine US-Studie zeigt zudem, dass die Todesrate durch Früherkennung mittels Low-Dose-Computertomografie um 20 Prozent gesenkt werden könnte. Die Screening-Methode wird Anfang 2017 in die deutschen Guidelines übernommen. Dafür infrage kommen - im Gegensatz zum auch in Österreich umgesetzten Brustkrebsscreening - aber nur Hochrisikopatienten. Damit wird wohl bald auch hierzulande die Diskussion über die Implementierung eines solchen Programms starten.

"Wir haben immer mehr Langzeitüberlebende" - resultierend aus neuen therapeutischen Möglichkeiten, aber auch die Spezifizierung von Sub-Typen der Erkrankung, betonte Fred Hirsch, Präsident der International Association for the Study of Lung Cancer, vor Journalisten. Jahr für Jahr wird die Unterteilung des Lungenkarzinoms in differierende Arten vielfältiger und damit wiederum der Einsatz zielgerichteter Therapien zielführender.

Die Heilungsrate etwa beim lokal fortgeschrittenen Lungenkarzinom, an dem 30 Prozent der Patienten zum Diagnosezeitpunkt leiden, liegt derzeit bei 20 bis 45 Prozent. Ob sie sich in den nächsten Jahren weiter verbessert, ist noch nicht klar. Aber, "wir leben länger", so Pirker.