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A-Tec-Chef hält am Kupfer-Traum fest. | Anleger fordern mehr Transparenz. | Im Krida-Prozess kein Ende in Sicht. | Wien. Entspannt - geradezu bescheiden - steht Mirko Kovats vor dem Eingang zum Festsaal eines Wiener Nobelhotels und beantwortet geduldig die Fragen der Journalisten. Der Chef des österreichischen Mischkonzerns A-Tec wirkt locker - fast wie jemand, der gerade erst aus dem Urlaub zurückgekehrt ist.
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Dabei hatte Kovats zweifelsohne harte Tage hinter sich: Kurz zuvor waren die Finanzierungsprobleme beim 466 Mio. Euro teuren Kauf des serbischen Kupferproduzenten RTB bekannt geworden. Der Traum von der angestrebten Neuordnung des europäischen Kupfermarktes schien in weite Ferne gerückt.
Allerdings ist es der A-Tec-Chef wohl mittlerweile gewohnt, unter Dauerbeschuss zu stehen. Nach dem Kupferkrieg mit der Norddeutschen Affinerie um die Vorherrschaft auf dem europäischen Kupfersektor und den Problemen beim RTB-Kauf lichten sich nun zwar einigermaßen die Fronten. Nichtsdestoweniger bleiben Fragen offen, auf die Kovats eine Antwort finden muss - ganz abgesehen von einem sich hinziehenden Gerichtsprozess wegen des Verdachts auf betrügerische Krida und dem permanenten Ruf einiger Anlegervertreter nach mehr Transparenz.
Insgesamt scheint kaum ein österreichischer Wirtschafts-Boss mehr zu polarisieren als der A-Tec-Gründer. Während sich Kovats an jenem Abend in dem Wiener Nobelhotel von der Zukunftsakademie des BZÖ und vom Wiener Institut für Liberale Politik für sein Lebenswerk feiern lässt, erheben andere seit Jahren heftige Kritik.
"Neid ist frustrierend"
Enttäuschte Kleinanleger verlangen via eigener Internetseite Auskunft über Vorgänge im Konzern - wohl ein einzigartiger Vorgang bei einem börsenotierten Unternehmen in Österreich. Ein ehemaliger Geschäftspartner, der sich von Kovats geprellt fühlt, hat diesem ein - mehr als kritisches - Buch gewidmet. Und der prominente Autor und Lucona-Aufdecker Hans Pretterebner hat eine Liste mit über 30 Firmen aus dem Umfeld des A-Tec-Chefs recherchiert, die entweder in Konkurs gegangen sind, deren Konkurs mangels Masse abgewiesen wurde, oder die wegen Vermögenslosigkeit gelöscht worden sind.
Wie kommt es zu derartigen Angriffen auf einen Geschäftsmann, der es laut BZÖ-Prominenz geschafft hat, innerhalb von 10 Jahren einen "Globalkonzern" aufzubauen? Kovats selbst macht nicht zuletzt die heimische Neidgesellschaft dafür verantwortlich.
Dies sei manchmal "sehr frustrierend", so der A-Tec-Chef in seinem Festvortrag. Aber: "Man kriegt ein dickes Fell", meint Kovats, der durchaus bekannt dafür ist, gerichtliche Auseinandersetzungen nicht zu scheuen.
In seinem derzeit wohl aufsehenerregendsten Gerichtsverfahren sitzt der A-Tec-Chef allerdings selbst auf der Anklagebank: Die Staatsanwaltschaft wirft ihm in Zusammenhang mit einer Diskothekenpleite betrügerische Krida vor - Kovats hat diese Anschuldigung stets zurückgewiesen, es gilt die Unschuldsvermutung. Ein Ende des seit September 2007 laufenden Verfahrens ist jedoch nicht in Sicht. Wegen der Erstellung eines neuerlichen Gutachtens wurde der Prozess vor kurzem auf kommenden Herbst vertagt.
Stärke im Anlagenbau
Was A-Tec angeht, weigert sich Kovats, die Kupfer-Träume sausen zu lassen. Dass ihn das deutsche Kartellamt gezwungen hat, seine Anteile am größten Kupferproduzenten Europas, der Norddeutschen Affinerie, zu verkaufen, will der streitbare A-Tec-Boss nicht so ohne weiteres hinnehmen. Kürzlich hat er beim zuständigen Gericht Einspruch gegen die Entscheidung erhoben.
Darüber hinaus hat Kovats angedeutet, nach dem geplatzten Serbien-Deal eventuell einen bestehenden Schmelzofen in der Slowakei weiter ausbauen zu wollen, um - zusätzlich zu seinem Werk in Brixlegg - die Position am Kupfermarkt zu stärken. Außerdem könne man sicher sein, so der A-Tec-Chef, dass "im Herbst wieder ein interessantes Unternehmen" am Markt sein wird.
Diesen Optimismus teilt Erste-Bank-Analyst Gerald Walek nicht: "Es gibt sicher keine zweite RTB in Europa", so Walek. Im Kupfergeschäft würden Minenbetreiber einen Großteil der Wertschöpfung einstreifen. Das bloße Einschmelzen und Recycling, wie es die A-Tec betreibe, sei hingegen weniger attraktiv.
Stärken des - in vier Divisionen gegliederten - Konzerns sehen Analysten unter anderem im Bereich Anlagen- und Kraftwerksbau. A-Tec habe hier eine sehr gute Marktposition, die Auftragsbücher seien voll. Allerdings müsse man abwarten, wie sich der prognostizierte Konjunkturrückgang auswirkt.
Zur Person: Mirko Kovats wurde 1948 in Wien geboren. Nach Abschluss eines Studiums an der Hochschule für Welthandel reiste Kovats von 1973 bis 1991 als Vertreter für Maschinenteile durch Osteuropa. In den 90er-Jahren versuchte er sich als Betreiber von Diskotheken und Hotels, bevor er 1997 die Hälfte der Anteile an der angeschlagenen Salzburger Maschinenfabrik Emco erwarb. Damit erfüllte sich Kovats den lang gehegten Traum, vom Händler zum Produzenten - zum "Industriellen" - aufzusteigen.
Mit dem Emco-Kauf legte der Sohn ungarischer Einwanderer den Grundstein für den Mischkonzern A-Tec, den Kovats als sein "Lebenswerk" bezeichnet. A-Tec besteht heute - neben Emco - aus dem steirischen Elektromotorenhersteller ATB, dem Anlagenbauer AE&E sowie den Tiroler Montanwerken Brixlegg. Seit Dezember 2006 ist A-Tec an der Wiener Börse gelistet. In Erscheinung getreten ist Kovats darüber hinaus beim Verkauf von VA Tech und Bank Burgenland sowie beim Schweizer Technologiekonzern Unaxis.
Privat gibt sich der verheiratete Vater zweier Söhne zurückhaltend. "Ich habe keine Hobbies, das Unternehmen ist mein Alles", erklärte Kovats kürzlich. Bei Kunst und Wein sei er ein "Banause". Die beiden Kandinskys in seinem Haus seien "vom Ikea" und würden 20 Euro kosten. Einer der Lieblingsfilme des undurchschaubaren A-Tec-Chefs, der gelegentlich mit einem Pokerspieler verglichen wird: "Casino Royale".