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Er war ORF-Stiftungsrat, kaufmännischer Chef des Burgtheaters und zuletzt für die Finanzen der Vereinigten Bühnen Wien verantwortlich. Davor hat er die SPÖ kulturpolitisch beraten. Er kennt also die Kulturszene und die Politik. Wenn Thomas Drozda nun unter Bundeskanzler Kern zum Kulturminister um- beziehungsweise aufsteigt, so sind mangelnde Erfahrung und Fachkompetenz nichts, was man ihm vorwerfen könnte. Dass in seiner Amtszeit ein neuer Kultur-Finanzskandal heranwachsen könnte, ist unwahrscheinlich. Zahlen in Kulturbetrieben sind seine Stärke. Auch wenn es Stimmen gibt, die seine Rolle in der Burg-Misere gerne näher beleuchtet gesehen hätten: Silvia Stantejsky war schließlich Drozdas Stellvertreterin, ehe sie 2008 die Finanzen der Burg übernahm, die unter ihrer Führung außer Kontrolle gerieten.
Drozda weiß jedenfalls, was Kultur kostet, mögliche Hochstapeleien von Kulturschaffenden würde er also durchschauen. Seine kulturelle Überparteilichkeit wird er beweisen müssen, mit einigen großen Häusern verbindet ihn eine gemeinsame Vergangenheit. Drozdas Bestellung ist auch als Signal für die Hochkultur-Tanker zu sehen. Ihre Position wird klar gestärkt.
Sieht man die Rolle des höchsten Kulturpolitikers in der des obersten Rechnungsschiebers und Kontrolleurs, dann ist Thomas Drozda der Idealkandidat. Ob er auch kulturpolitische Visionen hat, wird sich zeigen. Ob er für die Visionen anderer offen ist, ebenso. Denn eines droht nach all den Vier-Augen-Bestellungen der letzten Zeit in Vergessenheit zu geraten: Kultur macht man nicht nur mit dem Rechenschieber.