Standortwahl für Werk am Schwarzen Meer verzögert sich. | Linz/Wien. Es ist die größte Neugründung eines österreichischen Unternehmens in Mittel- und Südosteuropa: Die Voestalpine Stahl investiert bis 2013 fünf Mrd. Euro in ein neues Werk am Schwarzen Meer. Doch die Standortentscheidung könnte später fallen als geplant.
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Ursprünglich wollte der Konzern alle Entscheidungsgrundlagen bis zum Herbst unter Dach und Fach haben. Nun werde man zumindest bis Dezember brauchen: "Wenn wir es bis Jahresende schaffen, sind wir gut", sagt Konzernsprecher Peter Schiefer zur "Wiener Zeitung". Gründe für die Verzögerung seien offene Infrastruktur- und Umweltfragen.
CO2: Pro oder contra EU
Mit Bulgarien unterzeichnet die Voest kommenden Montag ein Memorandum. Darin verpflichtet sich Bulgarien für den Fall des Zuschlags, eine Industriezone am Hafen von Burgas zu errichten. Die Voest garantiert im Gegenzug, 4500 Mitarbeiter dort zu beschäftigen.
Ebenso rittern die Ukraine, Rumänien und die Türkei um die Investition. In der Ukraine habe man im Juni ein Memorandum unterzeichnet, das den Bau von Hochspannungsleitungen, einer separaten Gasleitung und Straße zum Areal nahe Odessa garantieren würde.
In Rumänien gebe es "viele offene Fragen", sagt der Konzernsprecher. Der Hafen von Constanta, wo die Voest-alpine ein Grundstück reserviert hat, ist ein aufgeschüttetes Areal. Es sei also die Frage der Haftung im Fall von Umweltschäden zu klären. Da hier bereits ein Betreiber Erze des indischen Mittal-Konzerns verschiffe, müsste für die Voest ein zweiter Kai gebaut werden.
In der Türkei ist bisher erst der mögliche Standort eingegrenzt: Die Wahl fiel auf den in der Mitte der Schwarzmeerküste gelegenen Hafen von Samsun, da hier das Erdbebenrisiko am geringsten sei. Gespräche über die Rahmenbedingungen sollen diesen Monat stattfinden.
Die Standortwahl ist auch eine Entscheidung pro oder contra EU. Peitscht die Union ihre harte Linie zu den CO2-Emissionen bis zum Weltklima-Gipfel Ende 2009 durch, wird sich der Linzer Konzern für einen Standort außerhalb der EU entscheiden, um die hohen Kosten für den Zukauf von CO2-Zertifikaten zu vermeiden.
Produktionsstart 2013
Die Voestalpine plädiert stattdessen für ein Benchmarking-Modell: Die Klimaziele der Stahlindustrie sollen sich an den Emissionen der umweltfreundlichsten Produzenten orientieren.
Fest steht: "Wir warten nicht bis 2009", sagt Schiefer. Frühestens 2010 könne mit dem Bau begonnen werden. Die Inbetriebnahme ist für 2013 geplant.