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Experte: Erhöhung niedriger Löhne ist Signal für Handels-KV-Verhandlungen.
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Wien. Die Einigung in der Metaller-Lohnrunde wird von Helmut Hofer vom Institut für Höhere Studien (IHS) als Mittelweg gesehen: "Beide Seiten haben gemäß der sozialpartnerschaftlichen Tradition ein bisschen nachgegeben", sagt der Arbeitsmarktexperte zur "Wiener Zeitung". Er sieht die Erhöhung um im Durchschnitt 4,2 Prozent "auf der höheren Seite".
Für die Arbeitnehmer habe die aktuelle Situation mit hohen Gewinnen der Unternehmen und hoher Inflationsrate gesprochen, für die Arbeitgeber hingegen der Blick in die Zukunft, weil eine schwächelnde Konjunktur erwartet wird. Wifo und IHS prognostizieren für 2012 nur noch 0,8 beziehungsweise 1,3 Prozent reales Wirtschaftswachstum. In dieselbe Kerbe schlägt der Politikwissenschafter Ferdinand Karlhofer von der Uni Innsbruck. Beide Seiten hätten gewusst, dass zwei fette Jahre hinter ihnen lägen und ein mageres bevorstehen werde. Die nun erzielte Erhöhung der Einkommen bezeichnet er als "optimales Ergebnis" für beide Seiten.
Mögliches Signal für Handel
Während bei der Einschätzung der Verhandlungsergebnisse Einigkeit herrscht, gibt es zur Vorbildwirkung des Metaller-Kollektivvertrags (KV) unterschiedliche Ansichten: IHS-Experte Hofer sieht den Abschluss als Signal für andere Branchen, auch wenn er niedrigere Abschlüsse erwartet. Karlhofer meint hingegen, dass es generell nicht mehr so sei, "dass der Metaller-Abschluss die Lohn-Lokomotive spielt". Vor allem im öffentlichen Dienst würde das keine Rolle mehr spielen. Der Metaller-Abschluss zeige aber, dass bei der Erhöhung zwischen niedrigen und hohen Einkommen differenziert werde. Die stärkere Erhöhung der niedrigeren Löhne sei "ein Signal in Richtung des Handels-KV", meint Karlhofer.
Hofer fügt hinzu, dass die Metallindustrie sehr konjunktursensibel und daher auch der Abschluss in konjunkturell guten Jahren höher sei. Im Handel sei hingegen der Anteil der Lohnkosten höher. Für die Lohnrunde im Handel erwartet er, dass mindestens die Inflation abgegolten werde: "Ich rechne zumindest mit einem Dreier vor dem Komma."