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Die Vorteile der Photovoltaik-Zonierung

Von Erich Dallhammer und Raffael Koscher

Gastkommentare

Eine fachlich probate Festlegung von geeigneten Flächen erhöht die Akzeptanz in der Bevölkerung.


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Die Bedeutung des Ausbaus der Photovoltaik (PV) zum Meistern der Klimakrise steht außer Streit. Dass aus Umweltsicht die Errichtung von PV-Anlagen auf Dächern die verträglichste Variante ist, gilt ebenso als Konsens: Doppelnutzung bestehender Gebäude, kein Landverbrauch, geringe Auswirkungen auf die Landschaft. Aber: Selbst wenn man es in Österreich bis 2030 schafft, 50 Prozent der erforderlichen PV-Leistung auf Dachflächen unterzubringen, wird man für die übrigen 50 Prozent etwa 70 bis 100 Quadratkilometer (das entspricht etwa der Fläche von Linz) für PV-Freiflächenanlagen finden müssen.

100 Quadratkilometer scheinen auf den ersten Blick viel. Es sind aber weniger als 0,5 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche (Äcker, Wiesen und Weiden) in Österreich oder zwei Drittel der Fläche des Energiepflanzenanbaus. Es ist auch etwas mehr als jene Fläche, die in Österreich alle zwei Jahre für Siedlungs- und Verkehrszwecke verloren geht. Dabei stören PV-Freiflächenanlagen das Bodengefüge deutlich weniger nachhaltig als Häuser und Straßen. Bei entsprechender Bauweise bleibt unter den PV-Modulen der Humusboden erhalten. Die Fläche kann nach einem Abbau wieder landwirtschaftlich genutzt werden. Straßen- und Häuserflächen lassen sich hingegen kaum noch in funktionsfähigen Boden zurückverwandeln.

Nichtsdestotrotz wird der PV-Ausbau in einzelnen Regionen eine massive Veränderung der Landschaft bewirken - in ähnlicher Weise wie Windräder einzelne Landschaften neu geprägt haben. Entscheidend für eine erfolgreiche Umsetzung der PV-Ziele durch Freiflächenanlagen ist letztendlich eine positive Gesamtumweltbilanz. Hier gilt es, die positive Wirkung des aus Sonnenenergie gewonnenen Stroms auf das Klima gegenüber den lokalen Auswirkungen insbesondere auf Ökologie und Landschaft am Standort der PV-Anlage abzuwägen. Die Standortauswirkungen hängen vor allem von der Sensibilität des konkreten Raumes gegenüber Eingriffen ab. PV-Freiflächenanlagen in landschaftlich oder ökologisch sensiblen Gebieten werden kaum eine positive Gesamtbilanz schaffen. Verträglichkeitsprobleme - insbesondere mit dem Landschaftsbild - können auch zu Akzeptanzproblemen seitens der Bevölkerung führen.

Die Aufgabe und Kunst der Raumplanung liegt nun darin, verschiedene - oftmals auch konkurrierende - Raumnutzungsansprüche untereinander abzuwägen und einen bestmöglichen Kompromiss für alle zu finden. Gerade bei so stark raumgreifenden Nutzungen wie PV-Freiflächenanlagen hat sich eine übergeordnete strategische Planung in Form von Zonenfestlegungen bewährt.

Nutzungskonflikte vermeiden

Bei einer Zonierung werden mögliche PV-Standorte landesweit geprüft, um im regionalen Vergleich solche zu finden, in denen PV-Anlagen wenige Nutzungskonflikte hervorrufen. Die Grundsatzfragen der Raumverträglichkeit werden so bereits auf übergeordneter Ebene geklärt. Die Gemeinden können sich in ihren Widmungsentscheidungen am landesweit einheitlichen Rahmen orientieren und haben so die Unterstützung des Landes. Die Gemeinden sind so nicht mehr die zentralen Arenen der Konflikte zwischen Energieerzeugern und Bürgern beziehungsweise Bürgerinitiativen. Die Gefahr, dass die generellen sinnvollen und notwenigen (Klima-)
Zielsetzungen gegenüber lokalen Standortinteressen und Nachbarschaftskonflikten in den Hintergrund treten, sinkt.

Wenn auch auf den ersten Blick eine Zonierung auf Landesebene Zeit braucht, so bringt sie auch klare Vorteile für die PV-Anlagenbetreiber. Denn über diese Vorprüfung gewinnen sie ein Stück Planungssicherheit. Dies lehrt auch die Erfahrung im Umgang mit der Windkraft: In jenen drei Bundesländern, die den Weg konkreter Zonenfestlegungen durch die Landesregierung gegangen sind - Burgenland, Niederösterreich und Steiermark -, konnten die meisten Windkraftanlagen verwirklicht werden.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Eine Zonierung scheidet problematische Standorte frühzeitig aus, wenn bereits aus regionaler Sicht massive Nutzungskonflikte sichtbar werden. Sie gibt den Gemeinden Rückendeckung bei der Widmungsfrage, da sie nicht alleine die Last der Standortentscheidung tragen müssen. Eine Zonierung trägt auch dazu bei, dass die Entscheidungskriterien einheitlicher und transparenter werden und den Bürgern besser kommuniziert werden können.

Eine strategische Planung mit Zonierung auf Landesebene nimmt zwar Zeit in Anspruch, und Zeit ist ein kritischer Faktor bei der Erreichung der Energie- und Klimaziele bis 2030. Doch diese Zeit ist meist gut investiert. Die Erfahrung lehrt: Eine fachlich probate Festlegung von Eignungszonen resultiert in der Regel in deutlich rascheren Widmungs- und Genehmigungsverfahren mit deutlich erhöhter Akzeptanz in der Bevölkerung. Zeit kann so wieder eingeholt werden.