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Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar. Und das nicht erst seit Ingeborg Bachmann. Das gilt auch immer mehr für kleine Menschen - für Kinder. Die Wahrheit, genauer gesagt ein realistisches Bild der Erwachsenenwelt, findet auch immer mehr Eingang in die Gestaltung von Kinderbüchern. Von globalen Flüchtlingsströmen bis hin zum Phänomen Donald Trump - nicht zuletzt durch die omnipräsenten digitalen Medien bekommen Kinder die Welt der Erwachsenen und auch die darin vorkommenden Unsicherheiten heute stärker mit als noch vor ein paar Jahrzehnten.
Christiane Raabe, Direktorin der Internationalen Jugendbibliothek in München, hat beobachtet, dass politisch brennende Fragen zu Flucht und Migration, aber auch zu Inklusion sich heute verstärkt in Kinder- und Jugendliteratur wiederfinden. Literatur dient hier als eine Art kommunikativer Brücke, die Kindern ermöglicht, das Gesehene und Gehörte einzuordnen und zu verarbeiten. Auch literarische Kinderbücher sieht Raabe (wieder) auf dem Vormarsch. Kulturpessimisten dürfen leise Hoffnung schöpfen.
Wie vor diesem Hintergrund die Tatsache zu beurteilen ist, dass in den USA bereits im Sommer ein Kinderbuch über den nun frisch gewählten US-Präsidenten Trump erschienen ist? "A Child’s First Book of Trump" heißt es und charakterisiert ein Wesen namens Americus Trumpus. Als dessen Habitat wird der Flachbildschirm beschrieben, es läuft verliebt jeder Kamera hinterher, hat unterentwickelte Hände und ernährt sich vorzugsweise von Geldscheinen. Dargestellt wird das Wesen als - orange Süßkartoffel mit strohgelbem Schopf.