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Die Weiß-Wähler sind zu Hause geblieben

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Kein signifikanter Anstieg ungültiger Stimmen. | Wahlbeteiligung sinkt um ein Viertel. | Wien. Die Ankündigung von ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf, bei der Bundespräsidentenwahl weiß, also ungültig zu wählen, hat bei SPÖ und Grünen für erheblichen Unmut gesorgt. Dass einige ÖVPler Heinz Fischer ebenso wenig wählen wollten wie Barbara Rosenkranz, verleitete Grünen-Chefin Eva Glawischnig gar zu der Aussage, die ÖVP verharmlose den Nationalsozialismus. Die ÖVP wies dies zurück und betonte, keine Empfehlung fürs Weiß-Wählen abgegeben zu haben. Tatsächlich hielt sich die Zahl der ungültigen Stimmen - mit Ausnahme von einigen Ausreißern - in Grenzen. Wer seine Stimme keinem der drei Kandidaten geben wollte, wählte nicht weiß, sondern blieb einfach zu Hause.


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Vorarlberg: Nur jeder Dritte ging zur Wahl

So sank etwa in Vorarlberg, wo Fischer 2004 deutlich hinter Benita Ferrero-Waldner lag, der Anteil der ungültigen Stimmen von acht auf vier Prozent. Dafür brach die Wahlbeteiligung im Ländle, wo das Endergebnis schon kurz nach 15 Uhr vorlag, von 55 auf 34 Prozent regelrecht ein.

Ein ähnliches Bild zeichnete sich in Tirol ab. Auch dort lag die Wahlbeteiligung nur knapp über einem Drittel. 2004 waren immerhin noch 70 Prozent zu den Urnen gegangen. Allerdings herrschte damals im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern in Tirol noch Wahlpflicht. Von ihrer neuen Freiheit machten vor allem die Zillertaler en masse Gebrauch. So ging in Hippach (17,6 Prozent), Gerolsberg (18,7) und Stummerberg (19,7) nicht einmal jeder Fünfte wählen. Wie in Vorarlberg sind auch in Tirol die Weiß-Wähler eher daheim geblieben, wodurch die Zahl der gültigen Stimmen leicht stieg.

Bundesweit lag die Wahlbeteiligung ohne Wahlkarten laut Hochrechnung bei 48,5 Prozent. Mit den Wahlkarten dürfte sie noch um vier Prozentpunkte steigen. Vor sechs Jahren gingen noch 71,6 Prozent zu den Urnen. Der Anteil der ungültigen Stimmen lag bei sieben bis acht Prozent. Beobachter hatten einen deutlich höheren Anteil an Weiß-Wählern erwartet. Einen Spitzenwert an ungültigen Stimmen verzeichnete Aderklaa im Bezirk Gänserndorf in Niederösterreich. Dort lag die Wahlbeteiligung mit 72,4 Prozent zwar deutlich über dem Bundesschnitt, allerdings waren mit 35,24 Prozent mehr als ein Drittel der Stimmen ungültig.

In der Steiermark lag die Zahl der Weiß-Wähler mit rund sieben Prozent im Bundesschnitt. Unterdurchschnittlich war hier hingegen die Wahlbeteiligung. Sie lag laut Hochrechnung bei gerade einmal 43 Prozent und damit rund 25 Prozentpunkte unter dem Ergebnis von 2004.

NÖ und Burgenland mit mehr Weiß-Wählern

Einen ebenso großen Rückgang bei der Wahlbeteiligung gab es im Burgenland und in Niederösterreich, allerdings von einem wesentlich höheren Niveau aus. 2004 gingen 88 Prozent der Burgenländer und 83 Prozent der Niederösterreicher zur Wahl, heuer immerhin noch 64 beziehungsweise 60 Prozent. Allerdings lag hier die Zahl der ungültigen Stimmen mit jeweils mehr als zehn Prozent über dem Bundesschnitt.

Auch in Oberösterreich gingen mit 52 Prozent etwas mehr zur Wahl als im Bundesschnitt. Rund sieben Prozent wählten ungültig.

Für Meinungsforscher und Politologen kommt die österreichweit niedrige Wahlbeteiligung nicht unerwartet. Laut Peter Hajek hat das massenweise Fernbleiben von den Wahlurnen "schlicht mit dem Wahlkampf-Verlauf zu tun, dem erwartbaren Ausgang und der Kandidaten-Auswahl. Dementsprechend gab es nicht genug Motivation."

Für Wolfgang Bachmayer vom Meinungsforschungsinstitut OGM sind die Nichtkandidatur von Schwarz und Grün sowie die "uneinheitliche Linie" der ÖVP, was das Weiß-Wählen betrifft, für die geringe Teilnahme verantwortlich. Aber auch die roten und blauen Anhänger seien nur in bescheidenem Maße zu den Urnen geschritten.

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