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Die Welt-AG in Familienhand

Von Rainald Edel

Wirtschaft

Keine Fusion von VW mit Porsche. | Trotz rückläufigen Gesamtmarktes baut VW Absatz aus. | Stuttgart. Eine Welt-AG in Familienhand - so lautet die Vision des VW-Aufsichtsratsvorsitzenden und Porsche-Aktionärs Ferdinand Piëch. Gestern, Dienstag, wurde der erste Schritt in diese Richtung gesetzt.


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Die Porsche-Aktionäre, die sämtlich aus den Familien Porsche und Piëch stammen, beschlossen am Dienstag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung die Umwandlung des Sportwagenherstellers in eine Holding in Form einer Europäischen Aktiengesellschaft (SE). Darin werden die bisherige Porsche AG (der Sportwagenhersteller) und deren Beteiligung am Wolfsburger VW-Konzern gebündelt. Die neue Dachgesellschaft soll als Porsche Automobil Holding SE firmieren. Sitz bleibt weiterhin Stuttgart. Den Vorstand werden Porsche-Vorstandsvorsitzender Wendelin Wiedeking und Finanzchef Holger Härter bilden. Aufsichtsratschef soll Wolfgang Porsche werden, der schon bisher das Kontrollgremium der Porsche AG leitete. Anfang August soll das operative Geschäft auf eine neue Tochter übergehen.

Vom Porsche bis zum Transportfahrzeug

Beobachter spekulieren, dass hinter der neuen Holding wesentlich mehr stecken könnte, als nur die Kontrolle der Beteiligung an VW. Sie vermuten hier die Basis für einen großen Firmenverbund, in den Piëch auch einen neuen Nutzfahrzeugkonzern aus MAN, Scania und VW Nutzfahrzeuge einbringen könnte. Damit würde der VW-Konzern sämtliche automobile Marktsegmente vom Sportüber Luxus-, Familien- und Kleinwagen bis zum Sattelschlepper anbieten können.

Allerdings ist im Nutzfahrzeuggeschäft noch nicht klar, wie eine Zusammenarbeit zwischen Volkswagen, Scania und MAN konkret aussehen könnte. Volkswagen hat sich mittlerweile knapp ein Drittel der Anteile an MAN gesichert, bei Scania ist man in einer ähnlichen Größenordnung schon länger beteiligt. Seit Mai dieses Jahres sitzt Piëch neben Skania auch bei MAN im Aufsichtsrat. Das auf Grund der Beteiligungsaufstockung an VW im März notwendig gewordene Übernahmeangebot von Porsche ist erwartungsgemäß kaum auf Resonanz gestoßen. Dem Sportwagenbauer wurden nach eigenen Angaben nur 0,06 Prozent des VW-Aktienkapitals zum Kauf angeboten.

Porsche-Chef rechnet mit mehr Gewinn

Porsche hat nun die Möglichkeit, das Engagement an VW auf bis zu 50 Prozent aufzustocken, ohne darüber Mitteilung machen zu müssen. Doch eine Fusion schloss Wiedeking auf der Hauptversammlung aus.

Die VW-Beteiligung lässt bei den Stuttgartern schon jetzt kräftig die Kassa klingeln. "Es ist nicht schwer, nach den jetzt hinter uns gebrachten zehn Monaten vorherzusagen, dass unser Jahresergebnis zum Ende des Geschäftsjahres (per 31. Juli, Anm.) deutlich über den 2,1 Mrd. Euro des Vorjahres liegen wird", sagte Wiedeking. Allein die Neubewertung des Volkswagen-Anteils soll sich mit 520 Mio. Euro zu Buche schlage.

Trotz eines schwachen Absatzes auf dem Heimatmarkt hat der VW-Konzern in den ersten fünf Monaten deutlich mehr Autos verkauft als vor Jahresfrist. Von Jänner bis Mai seien weltweit mit 2,527 Millionen um 7,6 Prozent mehr Fahrzeuge abgesetzt worden, teilte der Konzern mit.

Mit Ausnahme der spanischen Tochter Seat (minus 1,6 Prozent) legten alle Konzernmarken (Audi, Skoda, Bentley und der Nutzfahrzeugsektor) deutlich zu. Porsche selbst tritt mit 5,98 Mrd. Euro Umsatz (Vorjahr 5,96 Mrd.) und einem Absatz von 79.540 Fahrzeuge (79.564) im laufenden Geschäftsjahr auf der Stelle.