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Als Pausenclown gönnen sich die Oscars heuer mit Chris Rock einen schwarzen Moderator. Aber auf die Liste der 20 nominierten Schauspieler hat es kein Afroamerikaner geschafft. Im Netz hatte sich deshalb unter dem Hashtag #OscarSoWhite Ärger formiert. Schauspielerin Jada Pinkett-Smith und Regisseur Spike Lee wollen die Filmpreisgala boykottieren. Die (afroamerikanische) Präsidentin der Academy, die die Oscars vergibt, hat sich "frustriert und mit einem gebrochenen Herzen" beklagt, dass die Bemühungen um mehr Diversität unter den Academy-Mitgliedern, die ja die Preisträger auswählen, zu langsam vorangingen. Am selben Tag hat Idris Elba, der bekannteste schwarze britische Star, vor Politikern in seiner Heimat gesagt, schwarze Schauspieler würden in die USA abgedrängt, weil in England einfach keine Rollen für sie geschrieben werden.
Das ist aber eben auch in Hollywood das Grundproblem. Auf der Liste der nominierten "besten Filme" finden sich nur vier mit fiktivem Drehbuch, in denen man etwa statt Matt Damon (in "Der Marsianer") auch einen afroamerikanischen Schauspieler hätte besetzen können, ohne irgendetwas zu verfälschen. Die anderen vier Filme basieren alle auf tatsächlichen Begebenheiten - in denen Schwarze im buchstäblichen Sinn keine Rolle spielen. Auf historische Stoffe mit afroamerikanischem Hintergrund oder einfach nur afroamerikanischer Beteiligung verzichteten die Produzenten lieber. Hollywood (und sein Publikum) legt also keinen gesteigerten Wert auf eine Vergangenheitsaufarbeitung, in der auch Schwarze vorkommen. Das ist das wirklich Bedenkliche an dieser Situation.