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Tel Aviv - Zu der für Mittwoch angesetzten Trauerfeier für die am Sonntag im Alter von 72 Jahren verstorbene Lea Rabin haben sich schon eine Reihe von internationalen Persönlichkeiten angesagt, unter ihnen die Frau des US-Präsidenten, Hillary Clinton. Auch eine Teilnahme von Palästinenserpräsident Yasser Arafat wird nicht ausgeschlossen, nachdem Israels Premierminister am Sonntagabend in Washington erklärt hatte, dass Israel keine Einwände dagegen habe. Lea Rabin wird an der Seite ihres vor fünf Jahren ermordeten Mannes Yitzhak Rabin am Jerusalemer Herzlberg bestattet.
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Arafat, der nach dem Mord an Yitzhak Rabin am 4. November 1995 der Witwe einen privaten Besuch abgestattet hatte, wobei er zum erstenmal nach Israel kam, betrachtete Lea Rabin als "Schwester".
Die 1928 als Tochter eines Getreidehändlers im damaligen Königsberg geborene Lea Schlossberg, war als 5-jährige mit ihrer Familie unmittelbar nach der Machtübernahme der Nazis nach Palästina ausgewandert. Nach der Matura schloss sie sich der jüdischen Selbstverteidigungsorganisation Hagana an, in der auch ihr späterer Mann, Yitzhak Rabin in der Eliteeinheit Palmach tätig war. Lea Rabin, die bereits 1948 heiratete, studierte Pädagogik, übte den Lehrberuf aber nur kurze Zeit aus. An der Seite ihres Mannes war sie vor allem politische Beraterin und Mutter einer Tochter und eines Sohnes. Sie folgte Yitzhak bei seinem steilen Aufstieg in der militärischen und politischen Karriere. Er wurde 1964 Generalstabschef der israelischen Armee, 1968 Botschafter in Washington und 1974 Ministerpräsident. Ein Dollarkonto Leas aus seiner Botschafterzeit wurde Yitzhak Rabin 1977 zum Verhängnis und er musste sein politisches Amt zugunsten von Shimon Peres aufgeben, der die darauffolgenden Wahlen verlor.
Erst 1992 wurde Rabin wieder zum Premier und Lea wieder zur "First Lady". Gemeinsam mit seinem langjährigen innerparteilichen Rivalen und Außenminister Shimon Peres schloss er 1993 die Osloer Verträge.
Eine Hetzkampagne der israelischen Rechten dagegen kulminierte am 4. November 1995 in der Ermordung Rabins. Seither widmete sich Lea Rabin dem Vermächtnis ihres Mannes. 1997 publizierte sie ein berührendes Buch über ihre 47 Jahre an der Seite Rabins "Ich gehe weiter seinen Weg".
Dem damaligen Oppositionsführer und nachmaligen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu verzieh sie nie seine Angriffe gegen Yitzhak Rabin und sie verweigerte ihm sogar den Handschlag beim Begräbnis. "Lieber reiche ich Arafat die Hand als einem wie ihm," sagte sie damals. Auch mit Premierminister Ehud Barak, der sich gerne auf Rabins Vermächtnis beruft, war sie in letzter Zeit äußerst kritisch: "Wenn Yitzhak sähe, wie er regiert, würde er sich im Grab umdrehen." Nur zwei Wochen vor ihrem Tod forderte Lea Rabin Barak auf, Shimon Peres als Vermittler im stockenden Friedensprozess einzusetzen.
An der Gedenkfeier anlässlich des 5. Jahrestages der Ermordung ihres Mannes am 4. November konnte Lea Rabin, die "Witwe der Nation" aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr teilnehmen.