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Die Wiederkehr im Vulgären

Von Judith Belfkih

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Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Gut Ding’ braucht Weile. Morgen ist auch noch ein Tag.

Das Aufschieben ungeliebter Tätigkeiten - im Volksmund liebevoll Aufschieberitis genannt, von Experten als Prokrastination bezeichnet - liefert den Aufschiebern jede Menge Rückhalt in zeitlosen Sprichwörtern. Die Aufschieberinnen kann man im vorigen Satz einer jüngsten Studie zufolge getrost weglassen. Vollkommen Gender-korrekt. Der Studie der Uni Mainz zufolge kann das Aufschieben nicht nur gesundheitliche Folgen haben, nämlich zu Stress, Depressionen, Angst und Einsamkeit führen, es ist vor allem unter jungen Männern weit verbreitet.

Wirklich überraschend ist das Ergebnis nicht. Die Trägheit und Untätigkeit der Jugend gibt es schon seit Generationen als Klischee. Prokrastination als aktive Tätigkeit zu bezeichnen - Was machst du? - Ich prokrastiniere! -, ist hingegen neu. Wohl auch der Tatsache geschuldet, dass die kreative Atempause und der Müßiggang an sich aktuell nicht sehr hoch im Kurs stehen. Dass ausgerechnet junge Männer am ehesten unliebsamen Pflichten ausweichen, ruft geradezu nach dem Lob der weiblichen Weitsicht. Auch die hat einen Sprichwortfundus: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Oder noch wesentlich schöner mit einem Zitat von Werner Schwab:

"Alle Dinge, die nicht differenziert abgehandelt werden, kommen später vulgär zurück!"

All jene, die diese Wiederkehr im Vulgären bereits einmal erlebt haben, die schieben vor allem eines immer wieder vor sich her: das Aufschieben.