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Die Wiege des Sonnensystems

Von Alexandra Grass

Wissen

Astronomen weisen Eiskometen rund um einen sonnenähnlichen Stern nach.


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Cambridge/Wien. Das Universum scheint noch unglaublich viel bieten zu können. Nachdem Astronomen erst jüngst mit Hilfe des Weltraumteleskops Kepler nahezu 1300 bisher unbekannte Exoplaneten entdeckt haben, verkünden Wissenschafterkollegen von der University of Cambridge nun den ersten Nachweis von Eiskometen rund um einen sonnenähnlichen Stern. Diese Entdeckung ermöglicht ihnen einen Blick in die Entwicklung unseres eigenen Sonnensystems.

Daten des Atacama Large Millimeter Array (Alma) in der chilenischen Wüste zeigen das Vorhandensein von Kohlenstoffmonoxid rund um einen Stern - in jener Menge, wie sie auch in Kometen des irdischen Sonnensystems vorkommt, berichten die Forscher in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society".

Kometenkontakt

Kometen sind im Grunde "schmutzige Schneebälle" aus Eis und Gestein, manchmal mit einem Schweif aus Staubteilchen und sich verflüchtigendem Eis, entstanden in der sehr frühen Entwicklung von Sternensystemen, schreiben die Wissenschafter um Sebastian Marino vom Cambridge Institute of Astronomy im Fachblatt. Typischerweise findet man solche Kometen am Rande unseres Sonnensystems. Sie werden allerdings erst dann gut sichtbar, wenn sie die inneren Regionen queren. Der Halleysche Komet zum Beispiel besucht wiederholt alle 75 Jahre das Innere unseres Sonnensystems, bei andere Kometen geschieht dies im Abstand von 100.000 Jahren, wiederum andere tauchen gar nur einmal auf, um schließlich im interstellaren Raum gänzlich zu verschwinden.

Die Wissenschaft geht davon aus, dass bei der Entstehung unseres Sonnensystems die Erde eine Felswüste war, ähnlich wie wir es heute beim Mars vorfinden. Erst als Kometen mit der damals jungen Erde kollidierten, brachten sie viele Elemente und Verbindungen, inklusive Wasser, mit, was die besondere Bedeutung von Kometen verständlich macht.

Der von den Wissenschaftern anvisierte Stern HD 181327 ist um ungefähr 30 Prozent größer als unsere Sonne und 160 Lichtjahre entfernt in der sogenannten Pictor-Konstellation beheimatet. Die dortige Sternenansammlung ist lediglich 23 Millionen Jahren alt, wogegen unser Sonnensystem bereits 4,6 Milliarden Jahre zählt. "Junge Systeme wie dieses sind äußerst aktiv - mit Kometen und Asteroiden, die ineinander, aber auch direkt in Planeten einschlagen", schildert Studienerstautor Sebastian Marino. "Das System hat eine ähnliche Eiszusammensetzung wie unseres und ist damit ein gutes Studienobjekt, um zu lernen, wie unser Sonnensystem früher ausgesehen haben könnte."

200 Kilometer Eisball

Die Astronomen observieren den Stern, der von einem Ring aus Staub umkreist wird, der aus den diversesten Kollisionen hervorgegangen ist. Es sei durchaus möglich, dass der Stern HD 181327 Planeten in seinem Orbit beheimatet, erklären die Forscher. Jedoch sei es mit den heutigen Teleskopen noch nicht möglich, diese zu sichten.

Mit Alma suchten die Astronomen lediglich nach Zeichen von Gas, um eine Voraussage über das mögliche Vorhandensein von Kometen treffen zu können. Solch ein Gas konnte bisher nur rund um ein paar wenige Sterne entdeckt werden, so die Wissenschafter, wobei alle davon wesentlich massiver als unsere Sonne seien. Die jetzt ausfindig gemachte Konzentration von Kohlenstoffmonoxid sei die geringste, die jemals in einem Asteroidengürtel und Kometen gefunden wurde, so Marino.

"Die entdeckte Gasmenge steht analog zu einem im Durchmesser 200 Kilometer großen Eisball. Die Überlegung, wie weit der Stern demnach entfernt sein muss, ist beeindruckend", schildert Ko-Autor Luca Matra. "Es ist faszinierend, dass wir dies heute mit exoplanetarischen Systemen machen können."