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"Ozapft is" · und fröhlich klingeln die Kassen beim Oktoberfest. Allein am ersten Wochenende tranken die Besucher der Wiesn 850.000 Maß Bier zu durchschnittlich 11,25 Mark (79,15 Schilling). Fast | 68 Mill. Schilling flossen somit an zwei Tagen allein für das Helle in die Kassen der Wiesn-Wirte. Bis zum Ende des Bierfests werden erfahrungsgemäß insgesamt an die fünf Millionen Maß ausgeschenkt.
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"Die Wiesn ist ein wirtschaftliches Unternehmen und das muss sich natürlich rentieren", meint der Sprecher der Münchner Wiesn-Wirte, Willy Heide. Zu Gerüchten, dass jeder der ausersehenen
14 Wirte während der 16 Festtage eine halbe Million Mark Gewinn mache, mag er keine Stellung nehmen. Die Kosten seien bei jedem unterschiedlich. Er selbst zahle als Gastwirt allein für Auf- und Abbau
und für die Miete des reich geschmückten Zelts 2,5 Mill. DM, hinzu kämen die Löhne für 380 Angestellte und die Kosten für Versicherung, Musik, Strom und Wasser.
Dennoch würden auch andere gerne in den erlesenen Kreis der Wiesn-Wirte stoßen. Doch da ist Heide hart: Die Münchner Brauereien und Wirte hätten das Oktoberfest zum schönsten und größten Braufest
gemacht. "Da finde ich es nicht gut, wenn jetzt Dritte aufspringen wollen."
Ähnlich beneidet werden die rund 700 Schausteller und Marktkaufleute, die die Zulassung für die Festwiese bekommen haben. Das Oktoberfest gehöre zu den besten Einnahmequellen und sei schon
eine Traumadresse, sagt der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Schausteller und Marktkaufleute, Heinz Bachmann. Schließlich sei München ein Besuchermagnet, und mit 16 Tagen dauere die Wiesn
für ein Volksfest ziemlich lange.
Aber nicht nur Wirte und Standlbesitzer freuen sich über die Besucher, von denen 10% aus dem Ausland und weitere 10% von außerhalb Bayerns nach München strömen. Mehr als 37.000 Hotelbetten in München
waren am ersten Wochenende komplett ausgebucht. Auswärtige Wiesn-Gäste bringen den Hoteliers jährlich umgerechnet fast 4 Mrd. Schilling. Für Taxi- und Bahnfahrten sowie Lebensmittel lassen sie
weitere 2,67 Mrd. Schilling in der Bayernmetropole - insgesamt also mehr als auf der Festwiese selbst, wo insgesamt 3,17 Mrd. Schilling).
Für Brathendl, Zuckerwatte, Karussellfahren und Bier gibt jeder Gast durchschnittlich 521 Schilling auf der Wiesn aus, schätzt das Fremdenverkehrsamt München. 6,5 Millionen Besuchern bummeln jedes
Jahr über das größte Volksfest der Welt. Ob Trachten- oder Souvenirgeschäft - viele Branchen profitieren vom Münchner Volksfest. Insgesamt entstehen bis zu 12.000 Arbeitsplätze, wenn auch teilweise
zeitlich begrenzt.
Zudem sei das Oktoberfest ein "nicht zu überschätzendes Marketinginstrument" für München und seine Unternehmen, meint der Wiesn-Referent der Stadt, Reinhard Wieczorek. Als Selbstläufer in den
Medien müsse es gar nicht erst beworben werden und sei zudem noch indirekt ein Instrument der Wirtschaftsförderung, durch das die Unternehmen mit Top-Leuten aus Wirtschaft und Politik in Berührung
kämen.
Doch die Wiesn verursacht auch Kosten. Tonnenweise tragen Straßenreiniger und Müllmänner jeden Tag die Reste des fröhlichen Zusammenseins ab: Mehr als 900 Tonnen Speisereste, Knochen, Restmüll, Dosen
und Papier. Solche Zusatzkosten seien durch die Platzmieten abgedeckt, sagt Wieczorek. Die Stadt gehe Null auf Null aus dem Volksfest heraus.