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Es gibt Erlebnisse, anhand derer man sich von einer Epoche verabschiedet oder merkt, dass man verabschiedet wurde. Einschnitte, an denen man die Generationenfolge deutlich spürt und merkt, dass man älter wird.
Der erste Teenager, der einen in der Straßenbahn siezt, ist so ein Fall; das erste Jugendwort, das man googeln muss; der Name eines YouTube-Stars, dessen Videos elf Millionen Mal angeklickt werden und dessen Name nichts in einem auslöst außer Blocksberg: "Bibi" alias Bianca Heinick. Die betreibt mit ihrem Freund einen Beauty- und Lifestyle-Channel mit vier Millionen Abonnenten. Besonders beliebt: die Serie "10 Arten von . . .", in der sie sich, munter Klischees ausreizend, über die Kategorisierung von Mädchen, Pärchen, Geschwistern oder Arten, Schluss zu machen, hermachen. Dazu gibt es Videos über Frisuren, zum Thema "Darauf stehen Jungs beim Küssen" oder über den Test absurder Beauty-Produkte wie der aufsprühbaren Strumpfhose. Der Channel ist die selbst gestrickte, Video gewordene Version eines "Bravo"-Heftes. Alles mega-schön, mega-geil und echt krass!
Was Bibi jetzt in Wien ausgelöst hat, ist ein Polizeieinsatz. Eine Autogrammstunde in einem Möbelhaus musste wegen des Andrangs von 4000 Fans vorzeitig beendet werden. Die Menge sei nicht zu beruhigen gewesen, heißt es, einige hatten sogar Atemprobleme. Wenn virtuelle und reale Welt junger Menschen aufeinandertreffen, kommt es immer öfter zum Schock. Das ist ja real! Kreisch! Oft stimmt die Erkenntnis, älter zu werden, ja traurig. In diesem Fall ist sie definitiv eine Erleichterung.