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Wien. Die Wissenschaft müsse ihre Stimme erheben, und diese sollte wieder mehr gehört werden, betonte Helga Nowotny, ehemalige Präsidentin des Europäischen Forschungsrats, Donnerstagabend in ihrem Vortrag zum 40-Jahr-Jubiläum der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG) in der Universität Wien. Wenn Politiker Ergebnisse der Forschung, etwa den Klimawandel, ignorieren und Experten heruntermachen, sei klarzustellen, dass Wissenschaft funktioniert, aber das Gleichgewicht zwischen Hybris und Bescheidenheit finden muss.
Als Beispiele nannte Nowotny die heuer mit dem Nobelpreis bedachten Erkenntnisse zu den Gravitationswellen und zur circadianen Rhythmik, der "inneren Uhr". Wir leben, so Nowotny, in einem vom Menschen geprägten Zeitalter, dem Anthropozän, die Zukunft sei ungewiss, aber wir können sie mitgestalten. Dass die Wissenschaft stärker darauf dringt, dass ihre Resultate von der Politik beachtet werden, war der Tenor der Festveranstaltung, die vor allem auch Zukunftsperspektiven aufzeigte.
Ein gemeinsames Ressort
"Die ÖFG hat den Dialog zum Prinzip erhoben", sagte ÖFG-Präsident Karlheinz Töchterle und verwies auf den jährlichen ÖFG-Wissenschaftstag, der Forscher verschiedener Disziplinen vereint. Interdisziplinarität, in die Tiefe gehende Arbeit in Workshops und Arbeitsgemeinschaften sowie die Förderung der nächsten Forschergeneration sind Anliegen der ÖFG, erklärte die Bildungspsychologin Christiane Spiel, Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates. Sie will sich noch mehr dafür einsetzen, dass die Erkenntnisse "in der Gesellschaft ankommen". Ihr Appell an die künftige Regierung: Wissenschaft und Forschung sollen in einem Ressort beisammenbleiben.